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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Kolloquium:
Bauen mit Glas
 

Die zunehmende Tendenz, transparent zu bauen und dabei die hohe Festigkeit von Glas als tragendem Baustoff zu nutzen, zeigt immer deutlicher, daß noch viel Wissen und Erfahrung im Umgang mit dem spröden Werkstoff fehlen. Trotz intensiver Forschung und zahlreicher projektbezogener Versuchsergebnisse ist der Großteil des Wissens verstreut oder der Allgemeinheit nicht zugänglich. Um Fortschritte bei der Normung zu erzielen und die Glasbautechnik endlich aus dem Experimentierstadium herauszuführen, muß noch viel mehr als bisher zwischen Forschung und Praxis kooperiert werden. Dies zu erreichen, war das Ziel des Kolloquiums „Bauen mit Glas“, das von Prof. Dr.-Ing. Werner Sobek, Leiter des Instituts für Leichte Flächentragwerke der Universität Stuttgart (IL), zusammen mit dem Institut für Baustatik der Universität Stuttgart und dessen Leiter Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Ramm bereits zum zweiten Mal organisiert wurde.

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Führende Vertreter aus Forschung, Planung, Herstellung und Bauverwaltung hatten an dem interdisziplinären Gesprächskreis teilgenommen. Fragen der Bemessung und der Konstruktion von Punktbefestigungen standen diesmal im Mittelpunkt.

 

Neuer Arbeitskreis „Punkthalterungen“
Von den Aktivitäten des kürzlich gegründeten Arbeitskreises „Punkthalterungen“ des Fachverbands Konstruktiver Glasbau (FKG) berichtete Raimund Lehmann (Firma Fischer, Talheim). Dr. A. Burmeister (Ingenieurbüro Delta-X, ebenfalls Gründungsmitglied des FKG) gab einen Überblick über Berechnungsgrundsätze bei Punkstützungen. Außer den Spannungskonzentrationen sind für die Bemessung die Glasfestigkeiten im Bohrungsbereich und die dort vorliegenden Eigenspannungen aus thermischer Vorbehandlung von großer Bedeutung, aber derzeit zum Teil noch nahezu unbekannt.

 

Neue IL-Forschungsergebnisse
Von den jüngsten IL-Forschungsergebnissen zum Thema Glasfestigkeit berichtete Mathias Kutterer. In einer umfangreichen Versuchsserie mit gebohrten Glasplatten wurden hier erstmalig Festigkeiten von gefrästen, polierten und gestrahlten Bohrlöchern ermittelt und einander gegenübergestellt. Die Versuche wurden am Zentrallabor des Konstruktiven Ingenieurbaus der Universität Stuttgart (Leitung: Prof. Sobek) durchgeführt und von der Firma Bischoff-Glasbautechnik unterstützt.
Von den Arbeiten an der Universität Darmstadt bei Prof. Wörner zur Bemessung von Reibverbindungen im Glasbau berichtete Holger Techen. Von großem Interesse waren die Versuchsergebnisse zu den Reibungsbeiwerten und die daraus resultierenden Bemessungsvorschläge.

 

Neue Gebiete für den Glasfassadenbau
Berichte über verschiedene Projekte vermittelten einen Eindruck von praktischen Erfordernissen und Problemlösungen. Vorgestellt wurden der neue Flughafen in Paris (Charles de Gaulle, Abschnitt 2F) und die im Bau befindliche „Facade Ville“, die von 12 Meter hohen Glasschwertern mit geschraubten Klemmstößen gehalten wird. Außerdem wurde ein neues, experimentelles Projekt an der RWTH Aachen vorgestellt, das im Glasfassadenbau in bisher unbekannte Gebiete vordringt und über die Glasüberdachung im Schloß Juval in Südtirol, der Residenz von Reinhold Messner.

Das nächste Fachkolloquium „Bauen mit Glas“ ist für Ende des Jahres vorgesehen.

 

KONTAKT
Institut für Leichte Flächentragwerke, Prof. Dr.-Ing. Werner Sobeck, Pfaffenwaldring 14,70569 Stuttgart; Tel. 0711/685-3599; Fax 0711/685-3789

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998