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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Entwurf und Optimierung rechnerorientierter Simulationen:
NAFEMS World Congress 1997
 

Rechnerorientierte Simulationen gehören zu den täglichen Aufgaben in der Ingenieurpraxis, vom ersten konzeptionellen Vorentwurf über den Fertigungsprozeß bis zum Endprodukt. Dabei spielen Zuverlässigkeit der Modellbildung und Qualitätssicherung der Rechnerergebnisse eine ebenso große Rolle wie Schnelligkeit und Effizienz. Dies ist für Forschung und Anwendung gleichermaßen von Bedeutung. NAFEMS ist eine interna-tionale, von Firmen und Hochschulen getragene Organisation mit Sitz in Schottland, die sich die Qualitätssicherung von Simulationsmethoden und -werkzeugen, insbesondere für die Finite Elemente Methode, zum Ziel gesetzt hat. Der sechste NAFEMS World Congress fand vom 9. bis 11. April 1997 an der Universität Stuttgart statt. Hier fällt das Thema durch die angewandte Forschung und die im Umfeld angesiedelte Industrie auf besonders fruchtbaren Boden.

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Die über 120 Beiträge aus 25 Ländern kamen aus den Bereichen des Maschinen- und Fahrzeugbaus, des Bauwesens, der Luft- und Raumfahrt, der Biomechanik und dem Software Engineering. Die große Spannweite der Thematik reichte von der Simulation der Kaltumformung von dünnen Blechen über die Fahrzeugakustik, die Modellierung von flüssigkeitssaturierten Böden bis zur Berechnung von Herzklappen, um nur einige Beispiele zu nennen. Hinzu kamen Vorträge zu Berechnungsmethoden und den Möglichkeiten moderner Simulations-Software wie Optimierung, adaptive Vernetzung, Parallelisierung.

Neben den Fachvorträgen bestand Gelegenheit, Kontakte zwischen Forschung und Anwendung zu knüpfen oder zu vertiefen. Kommerzielle Software-Entwickler demonstrierten bei einer Ausstellung die Möglichkeiten ihrer neuesten Finite Elemente- und CAD-Programme am Computer.

Die „Schirmherrschaft“ über die Konferenz hatte das Institut für Baustatik (Professor Dr.-Ing. E. Ramm, Dipl.-Ing. J. Müller) gemeinsam mit der Materialprüfungsanstalt (Professor Dr.-Ing. K. Kußmaul, Dr.-Ing. R. Gillot) übernommen; beide Institute sind in Entwicklung und Anwendung der Simulationsmodelle sehr aktiv.

In seiner Eröffnungsadresse wies Professor Ramm auf die Notwendigkeit einer kritischen Anwendung der Finite Elemente Methode durch Ingenieure hin, die sich über deren Möglichkeiten und Grenzen im klaren sein sollten. Augenzwinkernd schlug er vor, die veraltete Bedeutung des Namenskürzels der inzwischen international auftretenden „National Association of Finite Element Methods and Standards“ in „Not Always Finite Elements Means Safety“ umzuwidmen.

Nicht zuletzt der Beitrag von Professor Ivar Holand aus Trondheim, der über die Lehren aus dem Untergang einer großen Bohrplattform in der Nordsee („Sleipner-Plattform“) berichtete, unterstrich die Berechtigung dieser Forderung. Da die Ursache des Unfalls wahrscheinlich die Folge einer fehlerhaften Anwendung der Finite Elemente Methode in Verbindung mit unterlassenen oder unzureichenden Kontrollen der Rechenergebnisse gewesen sei, sei es essentiell, die Finite Elemente Methode noch stärker in die Ausbildung von Ingenieuren einzubeziehen.

Die Beiträge sind in schriftlicher Form in zwei Konferenzbänden erschienen: „Proceedings of NAFEMS World Congress 1997, Vol. 1 und 2“ (NAFEMS im Selbstverlag).

 

KONTAKT
NAFEMS Ltd., Whitworth Building, Scottish Enterprise Technology Park, East Kilbride, Glasgow, G75 0QD, U.K.; Tel.: 0044-13552-72639; Fax: 0044-13552-72749 oder Institut für Baustatik der Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 9, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-6123; Fax 0711/685-6130

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998