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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Zweisprachiger Studiengang Wasserwirtschaft startet im Herbst:
Mit WAREM „Internationalisierung zum Nulltarif“
 

Während im Raum Stuttgart mit unterschiedlicher Intensität über die Konzeption einer internationalen „Elite Universität“ diskutiert wird, schafft die Universität Stuttgart Tatsachen: Bereits zum Wintersemester 1997/98 werden hier 40 Studierende aus dem Ausland und 17 Deutsche den internationalen, zweisprachigen Studiengang „Water Resources Engineering and Management (WAREM)“ aufnehmen. Die Finanzierung übernimmt für die ersten fünf Jahre der Bund mit insgesamt 2,7 Millionen Mark. „Wir müssen für Studierende aus dem asiatischen Raum attraktiver werden“, hob Rektor Prof. Dr.-Ing. Günter Pritschow bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Studiengangs am 9. Juni hervor. Dazu leiste WAREM mit seinem international anerkannten Abschluß einen hervorragenden Beitrag. Für Baden-Württemberg bedeute dies eine „Internationalisierung zum Nulltarif“, sagte Prof. Helmut Kobus, Ph.D., vom Institut für Wasserbau, auf dessen Initiative WAREM zurückgeht.

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Auf eine Ausschreibung des DAAD Anfang 1997 zu internationalen Studienprogrammen waren insgesamt 240 Bewerbungen aus ganz Deutschland eingereicht worden, von denen 66 in die engere Wahl kamen. Bei den nun bundesweit dreizehn geförderten Projekten kam als einzige Universität in Baden-Württemberg die Uni Stuttgart zum Zug. Dies fügt sich, sagte Prof. Pritschow, in hervorragender Weise in die Planung der Universität ein, die Internationalisierung über alle Fakultäten hinweg voranzutreiben. Die Internationalisierung des Studiums an der Uni Stuttgart beinhalte zwei Aspekte, betonte er: langfristig solle jeder Stuttgarter Studierende ein Semester im Ausland verbringen und etwa zehn Prozent der Studierenden sollten künftig aus dem Ausland kommen. Dazu werde sich die Universität an das angelsächsische System anpassen und Teile ihres Studienangebots in englischer Sprache anbieten.

 

Studienplätze zur Hälfte an Ausländer
Besonderheit des neuen, zweisprachigen Studienangebots mit zunächst 40, später 60 Plätzen ist, daß jeweils die Hälfte der Studierenden von Partnerunis aus dem Ausland kommt und die deutschen Teilnehmer ein Auslandssemester absolvieren müssen. Ausländische Studierende, die für die Zulassung einen Bachelor-Abschluß vorweisen müssen, schließen das viersemestrige Studium mit dem Master of Science ab, der sowohl berufsqualifizierend ist als auch den Zugang zu internationalen Ph.D.-Programmen ermöglicht. Deutschen Kandidaten eröffnet WAREM nach dem fünften Semester (Vordiplom und Abschluß der Grundfächer im Wasserwesen) die Möglichkeit, in vier weiteren Semestern (davon eines im Ausland) ebenfalls den Master of Science Grad zu erwerben. Alle Studierenden müssen ausreichende englische Sprachkenntnisse mitbringen. Die Vorlesungen des ersten Jahres können in Englisch gehört werden; auch im zweiten Jahr gibt es noch englischsprachige Veranstaltungen. Das Hauptangebot sind jedoch deutschprachige Vorlesungen. Ein sechswöchiger Deutsch-Intensivkurs vor Studienbeginn und begleitender Sprachunterricht während der ersten beiden Semester ermöglicht den ausländischen Gästen einen fließenden Übergang.

 

Weltweit positive Resonanz
In den Ingenieurwissenschaften vollziehe sich die Internationalisierung schon seit vielen Jahren, sagte Prof. Kobus; allein im Institut für Wasserbau geben es neun internationale Austauschprogramme. Ein Problem sei allerdings häufig noch die Sprachbarriere. Auf die Einrichtung von WAREM habe es weltweit positive Resonanz gegeben: 27 Hochschulen, unter anderem aus Kanada, Südafrika, Hongkong, Singapur, China oder Japan, unterstützten diese Initiative mit „letters of support“. Angesichts der überall stark zunehmenden Belastung der natürlichen Wasserressourcen und der damit steigenden Anforderungen an Ingenieure und Planer in der Wasserwirtschaft treffe der Studiengang auf wachsenden Bedarf.

Der Pilotstudiengang ist an der Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen angesiedelt, die unter anderem die Studiengänge „Bauingenieurwesen“ und „Umweltschutztechnik“ (fakultätsübergreifend) trägt. In diesen, weiterhin unverändert bestehenden Studiengängen bildet der Bereich Wasserwirtschaft schon jetzt eine von mehreren Vertiefungsrichtungen. Durch WAREM wird das vorhandene, umfassende Lehrangebot aus allen Bereichen der Wasserwirtschaft sehr viel intensiver genutzt, als dies innerhalb der existierenden, wesentlich breiter angelegten Studiengänge möglich ist. Das Vorlesungsangebot wird von deutschen und englischsprachigen Wissenschaftlern bestritten. Auch Lehrangebote aus anderen Bereichen werden einbezogen. „Wir möchten mit WAREM in vielen Punkten von den traditionellen Pfaden abweichen“, meinte Kobus.

 

Intensive Betreung
Die drei beteiligten Institute für Wasserbau, für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft und für Raumordnung und Entwicklungsplanung haben, wie Prof. Kobus hervorhob, „in Forschung und Praxis ein sehr starkes Fundament“. Dies biete nicht zuletzt eine gute Basis für Diplomarbeiten und Praktikantenplätze. Und die fachliche Breite werde auch an den aus sechs Fachdisziplinen stammenden Professoren und Dozenten deutlich. Eine intensive fachliche und soziale Betreuung werde den Studierenden ermöglichen, WAREM in der Regelstudienzeit von zwei Jahren erfolgreich abzuschließen. Jeder Studierende erhält einen Betreuer, der bei der Erstellung des Studienplans hilft, es gibt gemeinsame Arbeitsräume für Deutsche und Ausländer sowie Fachexkursionen in Zusammenarbeit mit Industriepartnern. Um die werdenden WAREM-Ingenieurinnen und -Ingenieure kümmern sich ein Koordinator sowie jeweils halbtags dreiTutoren und eine Fremdsprachensekretärin.

 

In Rekordzeit vorbereitet
Die uniinterne Vorbereitungszeit für WAREM sei in Rekord-Zeit erfolgt, berichtete Kobus. Vom Eintreffen der Bewerbungsunterlagen Anfang Januar über die Bewerbungsfrist am 24. Januar bis zur Ausarbeitung des Programms am 12. März hätten alle beteiligten Uni-Gremien rasch und einstimmig die Vorschläge akzeptiert. Anfang April habe das Wissenschaftsministerium seine Zustimmung signalisiert. Inzwischen liegt die offizielle Genehmigung vor (d.Red.). Probleme bereiteten vielmehr formale Hürden durch das Universitätsgesetz. So dürften Universitäten den „Master of Science“ nicht selbständig vergeben. „Dann muß das Ministerium eben mit uns zusammen lernen, wie man international wird“ , kommentierte dies Prof. Pritschow.      /zi

 

KONTAKT
Prof. Helmut Kobus, Ph.D., Institut für Wasserbau, Pfaffenwaldring 61, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-4714,-4715; Fax 0711/685-7020

e-mail: warem@iws.uni-stuttgart.de
WWW: http://uni-stuttgart.de/UNIuser/iws/

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998