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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Kolloquium zum 60. Geburtstag von Prof. Kobus:
Wasserwirtschaft an der Schwelle zum 21. Jahrhundert
 

Der Naturschatz Wasser gerät zunehmend unter Druck. Steigende Bevölkerungsdichte und Industrialisierung führen heute bereits in vielen Gebieten zu einer ökologisch nur schwer vertretbaren Beanspruchung der Ressource. Wie dieser Herausforderung global und regional begegnet werden kann, war deshalb auch das beherrschende Thema des Wasserbau-Kolloquiums im Mai 1997.

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Prof. KobusUnter dem Motto „Perspektiven in der Wasserwirtschaft - Globale und regionale Herausforderungen“ verfolgte das diesjährige Wasserbau-Kolloquium des Lehrstuhls für Hydraulik und Grundwasser (Ordinarius Prof. Dr. h.c. Helmut Kobus, Ph.D.) das Ziel, den Kontakt zwischen Wissenschaft und Praxis weiter auszubauen.

In den Vorträgen der Gastredner vor den rund 200 Gästen aus allen Bereichen der Wissenschaft, darunter viele aus dem Ausland, aus Verwaltung und Politik, wurde deutlich, daß die Ressource Wasser immer stärker unter regionalen, globalen, vor allem aber auch interdisziplinären Gesichtspunkten betrachtet werden muß.

Für Prof. Torkild Carstens von der Universität Trondheim, Norwegen, dem früheren Präsidenten der International Association of Hydraulic Research (IAHR), stand in seinem Vortrag „Multiple use of shared waters“ vor allem die interdisziplinäre Betrachtungsweise im Vordergrund. Möglichst viele verschiedene Aspekte - soziale, ökonomische, ökologische, wissenschaftliche etc. - sollten in die Problemlösungen miteinbezogen werden. So müsse die Ausbildung von Ingenieuren insbesondere auch Umweltaspekte beinhalten. Angebote zusätzlicher Qualifikationen im Bereich Umwelt/Environment seien weltweit bereits in vielen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen etabliert. Dieses Angebot werde von vielen Studenten in großem Maße u.a. in Norwegen, Japan, den USA und an der Universität Stuttgart genutzt.

Auch Prof. Lothaire Zilliox von der Universität Louis Pasteur in Strasbourg, Leiter des Institut Franco-Allemand de Recherche sur l’Environnement (IFARE), wies in seinem Vortrag „Das Euro-Erbe „Rheinhydrosystem“ - ein Naturschatz in Gefahr ?“ auf die Notwendigkeit der interdisziplinären Betrachtungsweise für Problemlösungen im Bereich der Ressource Wasser hin. Dies sei besonders in einer Region wie dem Rheingebiet nicht nur eine ingenieurtechnische und wissenschaftliche, sondern auch politische Aufgabe.

Über ein Beispiel gelungener internationaler Zusammenarbeit berichtete Prof. Hans Mehlhorn vom Zweckverband Bodenseewasserversorgung, Stuttgart, in seinem Vortrag „Bewirtschaftung des Bodenseeraums - eine wasserwirtschaftliche Herausforderung“. Da die Wasserqualität des Bodensees Anfang der 80er Jahre zunehmend kritischer wurde, konnten nur durch gemeinsame Maßnahmen aller betroffenen Länder (Schweiz, Österreich, Bayern und Baden-Württemberg) Verbesserungen erreicht werden. Bis heute konnte die Wasserqualität durch die Verringerung des Eintrags von Phosphat und Nitrat aus den Anrainerstaaten in den Bodensee deutlich verbessert werden. Dies sei von zentraler Bedeutung für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung für große Teile Baden-Württembergs, so Mehlhorn.

Den fachlichen Vorträgen folgte ein Rückblick auf das bisherige wissenschaftliche Lebenswerk von Prof. Kobus anläßlich dessen 60. Geburtstags. Prof. Dr.-Ing. Jürgen Giesecke, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Wasserbau, hielt die Laudatio.

Der am 17. Mai 1937 in Stuttgart geborene Helmut Kobus hatte an der damaligen TH Stuttgart als Student des Bauingenieurwesens begonnen. Nach Abschluß des Studiums führte sein Weg ins Ausland zu einem Vertiefungsstudium in Technischer Mechanik und Hydraulik am Institute of Hydraulic Research an der State University of Iowa, USA.

Wieder zurück in Deutschland, waren Berlin und Karlsruhe seine weiteren Stationen. 1973 habilitierte er sich am Institut für Hydromechanik an der Universität Karlsruhe und erhielt die venia legendi für das Fachgebiet „Strömungsmechanik im Bauwesen“. Seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen wurden vielfach anerkannt. Mit einem Jahresstipendium der Max-Kade-Foundation ging er erneut in die USA, diesmal an das Calofornia Institute of Technology in Pasadena. Über Karlsruhe führte dann 1977 sein Weg zurück nach Stuttgart, zunächst an den Lehrstuhl für Technische Hydromechanik und Wasserbauliches Versuchswesen. Später wurde er zum Direktor des zwei Lehrstühle und eine Versuchsanstalt einbindenden Instituts für Wasserbau der Universität Stuttgart bestellt.

Giesecke umriß in seiner Laudatio die Erfolgsbilanz, die Prof. Kobus in seinem wissenschaftlichen Wirken aufweisen kann. Neben anderen Gebieten widmete sich Kobus vor allem der Grundwasserforschung, sowohl im Labor als auch in Felduntersuchungen. Im Zuge dieser Forschungsarbeiten wurde sein Lehrstuhl 1988 mit der neuen Widmung „Hydraulik und Grundwasser“ ausgestattet. Sein Wissen und seine Erfahrungen nutzte er später in der „Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung“ mit dem einprägsamen Namen VEGAS.

Seit 1996 ist Prof. Kobus Präsident der weltweit hochangesehenen wissenschaftlichen Vereinigung International Association for Hydraulic Research (IAHR). Dieser Organisation ist die Idee zum Aufbau einer „European Graduate School of Hydraulics“ zu verdanken. Kobus ist es auch gelungen, an der Stuttgarter Universität den einzigartigen deutsch- und englischsprachigen Studiengang „Water Resources Engineering and Management“ (WAREM) einzurichten, der die Attraktivität der Uni Stuttgart vor allem für Studierende aus dem Ausland erhöht. Ähnliche bedeutsame Impulse für die Wasserforschung hat Kobus auch außerhalb Stuttgarts gegeben, vor allem seit 1982 als Mitglied, ab 1989 als Vorsitzender der Senatskommission für Wasserforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Mehlert/Giesecke/uk

 

KONTAKT
Institut für Wasserbau, Lehrstuhl für Hydraulik und Grundwasser, Pfaffenwaldring 61, 70550 Stuttgart; Tel.0711/685-4715; Fax 0711/685-7020

e-mail: Kobus@iws.uni-stuttgart.de
WWW: http://www.uni-stuttgart.de/UNIuser/iws

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998