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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Symposium zur Emeritierung von Prof. Wolf:
Von molekularen Kristallen zu Molekularer Elektronik
 

Kurz vor seinem 68. Geburtstag lud Prof. Dr. Hans Christoph Wolf unter dem Motto „Gemeinsam werden wir 100 Jahre alt“ am 11. Juli zu einem wissenschaftlichen Symposium. Anlaß war die zum 30. September diesen Jahres bevorstehende Emeritierung des ersten Direktors des 3. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart, der seinem Institut nunmehr seit 32 Jahren vorsteht. Mit dem Titel des wissenschaftlichen Kolloquiums „Von molekularen Kristallen zu Molekularer Elektronik“ ist die gesamte Spannweite der Arbeiten von Prof. Wolf und seines Instituts umrissen.

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Die große Anerkennung, die sich Prof. Wolf mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten erworben hat, unterstrich der Rektor, Prof. Dr. Günter Pritschow, in seinem Grußwort zum Kolloquium. Besonders Wolfs Funktion innerhalb des Sonderforschungsbereichs 67 „Defektstrukturen in festen Stoffen“ hob Pritschow hervor. Dieser SFB, dessen Sprecher Prof. Wolf von 1969 bis 1980 war, gilt als „Keimling“ für das heutige Stuttgarter Max-Planck-Institut-für Festkörperforschung. Auch Wolfs „kritischer Geist als Querdenker“ in der akademischen Selbstverwaltung blieb nicht unerwähnt. In der Physik der Universität Stuttgart stehe derzeit eine Phase der Erneuerung an, da eine ganze Generation hochangesehener Physiker (Wolf, Haken, Seeger, Eisenmenger) Platz für den Nachwuchs mache, stellte Pritschow fest. Die wissenschaftlichen Maßstäbe, die von den Alten gesetzt wurden, sollten den Jungen als Herausforderung dienen, sagte Pritschow.

Prof. WolfHans Christoph Wolf studierte in Freiburg und Tübingen Physik, Chemie und Biologie und erhielt nach der Promotion 1953 ein Forschungs-Stipendium an der TU München. Bereits 1955 kam Wolf zunächst als Oberassistent an die TH Stuttgart, wo er sich 1958 habilitierte und 1965 als Ordentlicher Professor die Leitung des neu geschaffenen 3. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart übernahm.

Das Arbeitsgebiet von Prof. Wolf liegt in der Festkörperphysik, speziell den optischen, elektrischen und magnetischen Eigenschaften organischer Molekülkristalle. Sein Interesse gilt ebenso den Anwendungsbereichen der Photophysik der Photosynthese von Pflanzen sowie den Polymeren und neuen Materialien. Im letzten Jahrzehnt kam als weiterer Schwerpunkt die Grundlagenforschung zur Entwicklung der Molekularen Elektronik hinzu. Die hier leitende Zukunftsvision geht von der möglichen Verwendung von Molekülen für Funktionen in der Mikroelektronik aus.

Das von Prof. Wolf geleitete 3. Physikalische Institut der Universität Stuttgart ist heute weltweit führend bei der Herstellung und Untersuchung ultrareiner organischer Molekülkristalle. Damit konnten erstmalig bewegliche magnetische Anregungszustände untersucht werden. Die hier erzeugte optische Spinpolarisation von Elektronen und Kernen bildet die Grundlage für eine ganz neue Meßmethode, die optisch nachgewiesene magnetische Resonanz, mit der das Institut ebenfalls an der Spitze internationaler Forschung liegt. Auf dem Gebiet Neue Materialien konnte das Institut bei der Entwicklung organischer Metalle sogar zwei „Weltrekorde“ erzielen: die höchste je erreichte elektrische Leitfähigkeit und die schmalste Elektronen-Resonanz-Linie. Technologisches Neuland wurde zuletzt mit der Herstellung von molekularen Photo-Schichten und molekularen Gleichrichtern auf dem Gebiet der molekularen Elektronik beschritten.

„Von molekularen Kristallen zu Molekularer Elektronik“ lautete deshalb auch das Thema des Symposiums, auf dem Experten aus Freiburg, Mainz, Bayreuth und Zürich sowie ein Industrievertreter Forschungsstand und Anwendungspotential der Molekularelektronik vorstellten.     /eng

Foto: Eppler


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998