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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Innovative unterirdische Wasseraufbereitung:
Stuttgarter Wissenschaftler an EXPO 2000 in Hannover beteiligt
 

Wissenschaftler der Universität Stuttgart sind mit einem dezentralen Ausstellungsprojekt an der EXPO 2000 in Hannover beteiligt: Die Jury der EXPO hat dafür das Forschungsprojekt “Unterirdische Wasseraufbereitung am Beispiel der Boker Heide“ ausgewählt. Das vom Bundesumweltministerium geförderte Vorhaben wurde unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Rott vom Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Uni Stuttgart geplant und überwacht. Dabei handelt es sich um ein innovatives Verfahren zur Aufbereitung von belastetem Grundwasser, das neben Eisen und Mangan erhöhte Konzentrationen an Stickstoffverbindungen und gelösten organischen Kohlenstoffverbindungen enthält, zu Trinkwasser.

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Die Boker Heide Betriebsführungsgesellschaft mbH mit den Städten Paderborn, Delbrück und Salzkotten als Gesellschafter betreibt im Wassergewinnungsgebiet Boker Heide eine Anlage mit Horizontalfilterbrunnen zur Sicherung ihrer Trinkwasserversorgung. Aufgrund der erstmaligen Kombination von Horizontalfilterbrunnen und unterirdischer Aufbereitung hat dieses Wasserwerk Pilotprojektcharakter. 1990 wurde das Stuttgarter Uni-Institut mit der wissen-schaftlichen Betreuung von Planung und Ausführung der Wasseraufbereitung beauftragt. Seit September 1995 liefert das Wasserwerk Boker Heide unterirdisch aufbereitetes Trinkwasser.

Die In-situ-Aufbereitung von Grundwasser verlegt die bei der herkömmlichen Aufbereitung mittels Belüftung und Schnellfiltration oberirdisch ablaufenden Prozesse in den Aquifer. Dabei wird das Grundwasser oberirdisch mit Sauerstoff angereichert und anschließend wieder in den Grundwasserleiter infiltiert. Der vom Anreicherungswasser erreichte, brunnennahe Bereich des Grundwasserleiters wirkt dabei wie ein natürlicher Festbettreaktor, in dem sowohl physikalisch-chemische als auch mikrobiologische Aufbereitungsmechanismen ablaufen. Nach einer Einarbeitungszeit, die bei der Entmanganung unter Umständen mehrere Monate betragen kann, wird Wasser gefördert, das die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung deutlich unterschreitet.

Die In-situ-Aufbereitung eines reduzierten Grundwassers mit erhöhtem Gehalt an Eisen, Mangan und Stickstoffverbindungen kann alternativ zur Aufbereitung in einem oberirdischen Wasserwerk eingesetzt werden. Neue Untersuchungen am Institut für Siedlungswasserbau der Uni Stuttgart zeigen, daß mit diesem Verfahren auch Arsen aus dem Grundwasser entfernt werden kann.

Im Vergleich zu oberirdischen Aufbereitungsanlagen ist dieses Verfahren kostengünstiger (niedrigere Investitions- und Betriebskosten), und es entstehen keine Aufbereitungsrückstände. Möglich sind auch weitere Anwendungsgebiete über die Entfernung von Eisen, Mangan und Arsen hinaus.

 

KONTAKT
Dipl.-Ing. Matthias Friedle, Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft, Bandtäle 2, Tel. 0711/685-5849, Fax 0711/685-3729
e-mail: friedle@iswa.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998