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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Alcatel SEL Stiftungskolleg:
Otfried Höffe über die Sozialethik der Moderne
 

Das Alcatel SEL Stiftungskolleg an der Universität Stuttgart, das sich der interdisziplinären Wissensvermittlung im Spannungsfeld von Technik und Gesellschaft widmet, konnte in diesem Sommersemester einen der bekanntesten deutschen Experten der praktischen Philosophie gewinnen. Der Tübinger Philosoph Otfried Höffe hielt unter dem Obertitel „Naturwissenschaft - Technik - Umwelt“ acht Vorlesungen, die sich mit den aktuellen Aspekten einer Sozialethik in der wissenschaftlich-technisch geprägten Welt befaßten.

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Der 1943 im oberschlesischen Leobschütz geborene Höffe hat sich 1975 in München habilitiert und hatte nach einem Zwischenstopp an der Universität Duisburg von 1978 bis 1992 die Professur für Ethik und Sozialphilosophie an der Universität Fribourg in der Schweiz inne. Seit 1992 lehrt Professor Höffe Philosophie an der Universität Tübingen, an der er auch kooptiertes Mitglied der Juristischen Fakultät ist. Praktische Philosophie ist für Höffe keine rein theoretische Disziplin. Mit aktuellen Themen und verständlichen Beiträgen meldet sich der Philosoph regelmäßig in der Öffentlichkeit zu Wort, etwa in der Neuen Zürcher, der Frankfurter Rundschau oder Frankfurter Allgemeinen. Und auch die von ihm herausgegebene Buch- Reihe „Klassiker Auslegen“ verfolgt das Ziel, die philosophische Tradition für die Gegenwart verständlich zu machen. Höffe ist vor allem bekannt geworden mit Arbeiten zu Aristoteles und Kant, mit denen er sich auch heute noch verbunden weiß.Er streitet für die Prinzipien der Aufklärung, die auch dann noch tragen, wenn sie auf konkrete ethische Fragen angewandt werden. Ethik in der Medizin und Fragen der Menschenrechte im interkulturellen Diskurs sind Beispiele, an denen er dies mehrfach demonstriert.

Und immer stellt Höffe dabei heraus, daß es nicht einer radikal neuen Moral in der Moderne bedarf, sondern einer moralischen Urteilskraft, die sich mit einer „Kultur der Rechtzeitigkeit“ neuen Kontexten zuwendet. „Nicht zuletzt brauchen wir eine Kultur der Rechtzeitigkeit, die da sagt: Wenn schon der Wappenvogel der Weisheit, die Eule der Athene, wie Hegel sagt, nur am Abend fliegt, warum dann nicht am Abend vorher?“     /eng

 


last change: 09.06.98 / eng
Pressestelle der Universität Stuttgart 1998