bild-mit-logo
unilogo Universität Stuttgart
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Uni-Kurier >>>> Forschen >>>>

 
 

Energiewissenschaftler ziehen Bilanz   >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Wälder als Quelle von Treibhausgasen?

Für den Klimaschutz wird nicht nur eine Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen, sondern auch deren Senkung durch Ökosysteme wie Wälder und Wiesen diskutiert. In einem Beitrag für die Zeitschrift Nature Geoscience*) haben Wissenschaftler des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Uni gemeinsam mit Forschern aus ganz Europa eine Bilanz der Treibhausgase für Europa erstellt. Dabei wurden die Ströme von Kohlendioxid, Methan und Lachgas zwischen 2000 und 2005 zu Grunde gelegt.

Grundlage waren die Ergebnisse des EU-Projektes „Carboeurope IP“. Die IER-Mitarbeiter berechneten europaweit die stündlichen anthropogenen Emissionen von Kohlendioxid, Lachgas und Methan in einer räumlichen Auflösung von zehn mal zehn Kilometer. Aufgrund dieser Ergebnisse in Verbindung mit entsprechenden Transportmodellen ergab sich die Konzentration der Gase in der Atmosphäre. Für die Bilanzierung wurden zudem atmosphärische Messungen durchgeführt, die mit den modellierten Treibhausgaskonzentrationen verglichen wurden. Die Differenz zwischen Messungen und Modellierung wurde den bisher nicht genau bekannten natürlichen Flüssen von Treibhausemissionen zugeordnet. Das so erzielte Ergebnis wurde mit Hilfe von Flussmessungen überprüft, die die CO2-Flüsse in Ökosystemen messen. Die Bilanzierung zeigt, dass in Europa die Wälder den derzeit größten Beitrag zur Senkung der Treibhausgase leisten: Dazu tragen die umfangreichen Waldgebiete insbesondere in Nord- und Osteuropa bei sowie der Umstand, dass jedes Jahr mehr Holz nachwächst als gefällt wird. Die Wissenschaftler nehmen jedoch an, dass diese Funktion der Wälder als Treibhausgassenker verlorengeht, wenn zunehmend Holz als biogener Brennstoff verwendet wird. Negativ wirkt sich zudem das heutige Management von Wald- und Landwirtschaftsflächen mit seinem Trend zu intensiverer landwirtschaftlicher Produktion sowie steigender Herstellung von Festbrennstoffen aus. Die Wissenschaftler fürchten sogar, dass Wälder, Wiesen und Landwirtschaftsflächen in Europa in absehbarer Zeit statt zu einer Senke zu einer beträchtlichen Quelle von Treibhausgasemissionen werden könnten. zi

*) Ernst Detlev Schulze et al., Importance of methane and nitrous oxide for Europe`s terrestrial greenhouse-gas balance, Nature Geoscience, Vol 2, December 2009 http://www.nature.com/naturegeoscience

 

KONTAKT
_________________________________

Dr. Jochen Theloke
Institut für Energiewirtschaft und
Rationelle Energieanwendung
Tel. 0711/685-87856
e-mail: jochen.theloke@ier.uni-stuttgart.de