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„Zukunftsentscheidungen müssen gemeinsam entwickelt und getragen werden“>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Neuer Vorsitzender des Uni-Rats

Am 12. Januar wählte der Universitätsrat Dr. Siegfried Dais von der Robert Bosch GmbH zu seinem neuen Vorsitzenden und zu seinem Stellvertreter den Stuttgarter Historiker Prof. Wolfram Pyta. Siegfried Dais löst Berthold Leibinger als Vorsitzenden ab. Für den unikurier fragte Andrea Mayer-Grenu den „neuen Mann an der Spitze“ nach seinen Zielen für die Universität.

Herr Dr. Dais, Ihre Wahl zum Vorsitzenden des Universitätsrats nach dem Ausscheiden von Prof. Berthold Leibinger kommt einem Generationenwechsel gleich. Inwieweit ändern sich die Ziele und die Arbeit des Universitätsrats?
Dais:
Herrn Prof. Leibinger und mich unterscheidet zwar das Lebensalter, das impliziert aber nicht, dass sich deshalb die Ziele des Universitätsrates ändern müssten. Zumal ich bereits in den letzten Jahren Mitglied dieses Gremiums war und meine Sicht der Dinge einbringen konnte. Stil und Arbeit des Universitätsrates wird sicherlich durch das Naturell und die persönliche Prägung des Vorsitzenden mit beeinflusst. Grundlegende Änderungen sehe ich aber nicht.

Sie übernehmen den Vorsitz des Universitätsrats in einer Zeit, in der die Universität inmitten einer teilweise hitzig geführten Debatte um die Schärfung ihres Profils steckt. Was kann der Universitätsrat tun, um diesen Prozess zu begleiten?
Dais:
Die externen Randbedingungen zwingen die Universität geradezu, sich mit ihrer mittel- und langfristigen Struktur und Aufstellung auseinander zu setzen. Diese Debatte gilt es in den verantwortlichen Gremien offen und faktenorientiert zu führen und in angemessen kurzer Zeit mit gemeinsam getragenen, zukunftsorientierten Entscheidungen abzuschließen. In diesem Prozess kommt dem Universitätsrat eine besondere Bedeutung zu.

Welche konkreten Maßnahmen sollte die Uni ins Auge fassen, um ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen?
Dais:
Es wäre aus meiner Sicht falsch, an dieser Stelle einseitig konkrete Maßnahmen aufzulisten, die womöglich die Universität in Befürworter und ablehnende Gruppen spaltet. Wie bereits betont, sollten die erforderlichen und vermutlich weitreichenden Maßnahmen von den verantwortlichen Gremien möglichst gemeinsam entwickelt und getragen werden.

Sie waren bis letztes Jahr Senator der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Was empfehlen Sie der Universität für die zweite Runde der Exzellenzinitiative?
Dais:
Die erste Runde der Exzellenzinitiative hat gezeigt, dass die wissenschaftliche Qualität eines beantragten Clusters allein meist nicht hinreichend ist. Weitere, über eine Universität hinausreichende Dimensionen befördern den Erfolg. Die Universität Stuttgart, umgeben von Max-Planck-, Fraunhofer- und DLR-Instituten sowie zahlreichen auf dem Weltmarkt erfolgreichen Unternehmen, liegt im Herzen einer der forschungs- und wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Es sollte gelingen auf diesem Fundament ein Projekt zu entwerfen, das für die Zukunft gestaltende Kraft entwickeln kann.

In den Studierendenstreiks vor Weihnachten wurde die Abschaffung der Universitätsräte gefordert. Wie erklären Sie den Studierenden, warum ihre Uni einen Universitätsrat braucht?
Dais:
Mit dem vom Landtag verabschiedeten Hochschulrahmengesetz wurde den Universitäten in Baden-Württemberg ein hohes Maß an Freiraum und Eigenverantwortung übertragen. Ein Schritt, den ich als sehr positiv bewerte. Dazu gehört es – eigentlich selbstverständlich –, dass die operativ handelnden Personen durch ein Beratungs- und Entscheidungsgremium in der Funktion eines Aufsichtsrates begleitet werden.

Einst haben Sie an der Uni Stuttgart studiert, heute sind Sie deren „oberster Aufsichtsrat“ – was verbindet Sie persönlich in besonderer Weise mit der Universität?
Dais:
Ich habe an der Universität Stuttgart Physik studiert und meine Diplomarbeit und Promotion an einem der Stuttgarter Max-Planck-Institute erarbeitet. Die solide Grundlagenausbildung hat mich durch mein ganzes Berufsleben getragen, dafür bin ich dankbar. Dies ist die persönliche Seite. Es gibt aber auch eine wichtige beruflich motivierte Komponente. Für den Erfolg der Industrieunternehmen sind bestmöglich ausgebildete Mitarbeiter der entscheidende Faktor. Hier kommt der Universität Stuttgart für die Unternehmen der Region eine besondere Bedeutung zu.

Wir danken für das Gespräch!

 

Zur Person:
Dr. Siegfried Dais ist seit Januar 2004 stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH und seit Januar 2007 Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Er ist zuständig für die Geschäftsbereiche Drive and Control Technology und Solar Energy. Des Weiteren trägt er die Verantwortung für die Produktplanung und Technik der Unternehmensbereiche Kraftfahrzeugtechnik, Industrietechnik, Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik sowie für die Zentralbereiche Forschung und Vorausentwicklung und Informationsverarbeitung.
Siegfried Dais wurde am 18. Januar 1948 in Stuttgart geboren. Von 1968 bis 1974 studierte er Physik an der Universität Stuttgart. 1978 promovierte er am Max-Planck-Institut für Metallforschung und war dort anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Dem Universitätsrat gehört Dais seit 2003 als externes Mitglied an. Von 2003 bis 2009 war er Senator der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Dr. Dais
Dr. Siegfried Dais
(Foto: Robert Bosch GmbH)