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125 Jahre Materialprüfungsanstalt   >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Keine Ermüdungserscheinungen

Ob es nun Skihelme, Kraftwerke, Raketenantriebe, Fertighäuser oder denkmalgeschützte Bauten betrifft - seit 1884, und damit seit mittlerweile 125 Jahren, sorgt die Materialprüfungsanstalt Universität Stuttgart (MPA) mit ihren fünf Fachbereichen „Baustoffe und Brandschutz“, „Baukonstruktionen und Werkstofftechnik“, „Berechnung, Auslegung und Betriebsverhalten“, „Erhaltung von Bauten und Anlagen“ und „Geotechnik“ für Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Roos-Fruehwirth  

Deshalb freute sich der geschäftsführende Direktor Prof. Eberhard Roos am 8. Oktober, dieses Jubiläum mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt begehen zu dürfen. Entspannt führte der Journalist Jo Frühwirth im Vortragssaal der Staatsgalerie Stuttgart durch das Programm. Zur Erleichterung vieler Gäste entpuppte sich die lange Liste der Grußworte als eine lockere Reihe von Interviews. In gelöster Atmosphäre gab Frühwirth den Referenten Gelegenheit, ihre eigene Beziehung zur MPA darzustellen und deren Arbeit und Erfolge zu würdigen. Stolz blickte Roos auf die Geschichte „seiner“ MPA zurück, die durch den legendären Ingenieur Prof. Carl von Bach (1847 – 1931) gegründet wurde und sich heute sich als weltweit größte universitäre Einrichtung dieser Art mit allen Fragen rund um das Werkstoffverhalten in Bauteilen sowie deren Sicherheit beschäftigt. „Die Materialprüfung hat sich verändert“, so Roos. Während es früher vor allem darum ging, Werkstoffe und einfache Bauteile unter realen Bedingungen im Großversuch zu testen, erfordert die heutige komplexe Technik entsprechende „moderne“ Materialien, wie etwa Verbundwerkstoffe, die genaue Kenntnis der Werkstoffgesetze und Versagensmechanismen und den Einsatz leistungsfähiger Rechner. Ohne Simulationen ist dies in keinem Bereich mehr möglich. Änderungen im industriellen und förderungspolitischen Umfeld zwangen die MPA in den letzten Jahren zudem, ihre Schwerpunkte neu zu definieren. Während noch vor fünfzehn Jahren wenige Branchen einen hohen Anteil am Umsatz ausmachten, ist das Branchenspektrum heute deutlich breiter. „Dies hat sich insbesondere in der aktuellen Wirtschaftskrise bewährt“, sagte Roos.

Von links: Moderator Jo Frühwirt im Gespräch mit MPA-Direktor Prof. Eberhard Roos.   (Foto: T. Klaus)

   

Die Interviews bildeten den Rahmen für sechs Fachvorträge, in denen die Bedeutung der Materialprüfung unter anderem für den Bau und Betrieb von Kraftwerken, insbesondere auch Kernkraftwerken dargestellt wurde. Etwa 200 Gäste aus Wissenschaft und Industrie, die aus aller Welt angereist waren, folgten der Veranstaltung mit großem Interesse. Sie belegten damit die internationale Bedeutung der Stuttgarter Prüfer, die sich auch in vielfältigen Forschungskooperationen mit Japan, Korea und den USA widerspiegelt. So wurde denn auch die Carl-von-Bach-Gedenkmünze in diesem Jahr an Professor Teruo Kishi, den ehemaligen Präsidenten des japanischen National Institute for Materials Science (NIMS) verliehen. Kishis Wirken lag im Sinne Carl von Bachs in der ganzheitlichen Betrachtung von Werkstoffverhalten unter Bauteilbeanspruchung.
Die Festveranstaltung bildete den Auftakt für das in diesem Jahr auf einen Tag verkürzte 35. MPA-Seminar, bei dem Vorträge zu Material- und Komponenten-Verhalten im Kraftwerksbereich auf dem Programm standen. In vier Arbeitssitzungen diskutierten die Teilnehmer Vorträge zu Hochtemperaturtechnik, zerstörungsfreiem Testen, Bruchmechanik und Ermüdungsverhalten von Materialien. Diese jährlich stattfindende Fachtagung trägt neben der alltäglichen Prüfarbeit dazu bei, die herausragende Stellung der Stuttgarter Materialprüfer zu behaupten.

  Grosser-Bruch
 

Spektakulärer Berstversuch eines Behälters zur Bestimmung der Tragfähigkeitsgrenzen.         (Foto: MPA)

Die Rolle der MPA, die sich mit ihren rund 400 Mitarbeitern zu 80 Prozent selbst finanziert, beschränkt sich nicht nur auf Forschung und Prüfung - auch in der Lehre und der Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses sind die Wissenschaftler der Prüfungsanstalt aktiv. Roos sieht sich hier in der Tradition Carl von Bachs: Schon der bestand darauf, dass die Aufgabe der MPA, wie in der Gründungsbekanntmachung beschrieben, „darin liegen müsse, den Interessen der Industrie wie auch denen des Unterrichts zu dienen”.       Tobias Klaus/amg

 

KONTAKT
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Prof. Eberhard Roos
Materialprüfungsanstalt
Tel. 0711/685-62604
e-mail: eberhard.roos@mpa.uni-stuttgart.de