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Modelle für Flächenmanagement und Raumhandel >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Mehr Gerechtigkeit, weniger Kosten

Ob Hörsäle, Labore oder Büros: Die Flächen an der Uni sind ein knappes und nicht eben billiges Gut. Um ihren Einsatz zu optimieren und Raumreserven zu nutzen, hat die Universitätsleitung bereits im vergangenen Jahr die Entwicklung und Implementierung eines hochschulinternen Flächenmanagement-Modells beschlossen. Ein wichtiges Instrument wird dabei der so genannte Raumhandel sein. Derzeit schafft das Dezernat Technik und Bauten der Uni in Zusammenarbeit mit der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) aus Hannover die Voraussetzungen dafür.

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Das neue Raumhandelsmodell soll die Flächennutzung optimieren und den Aufwand für die Gebäudebewirtschaftung senken.        (Fotos: Dezernat VI)

Historisch bedingt wurden Flächen und Räume an Universitäten lange Zeit eher als eine statische Ressource betrachtet. Reichte sie nicht mehr aus, weil etwa Platz für einen neuen Lehrstuhl gebraucht wird, dachte man in Richtung Bauen – ein schwerfälliger Weg in Zeiten knapper Kassen und schnell wechselnder Forschungsstrukturen. Denn tatsächlich ist der Raumbedarf an der Uni ziemlich dynamisch: Wird beispielsweise ein drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt bewilligt, so braucht man die Räume dafür relativ schnell – und nach zwei Jahren unter Umständen nicht mehr. Geben die Beteiligten die Flächen dann nicht zurück, weil sie befürchten, sie später nicht mehr wieder zu bekommen, fehlt der Platz anderswo. Gefragt sind also Flexibilität und Verlässlichkeit, und dies erfordert Transparenz.

Ein wichtiges Instrument sind dabei schon bisher die Verfügungspools der Fakultäten und der Zentralen Verwaltung. In diesem Rahmen können Raumreserven an einem Institut einem anderen Institut derselben Fakultät zur Nutzung überlassen werden. Für einen optimalen Flächeneinsatz an der gesamten Universität stößt dies jedoch an Grenzen. „Bisher kann die Verwaltung nicht erkennen, ob der Raumbedarf einer Einrichtung aus dem fakultätsinternen Verfügungspool abgedeckt werden kann beziehungsweise ob und wie Flächenreserven genutzt werden“, erläutert Silvio Franke vom Dezernat Technik und Bauten, der das Projekt Raumhandel auf Stuttgarter Seite leitet. „Dieses Bewusstsein wollen wir schaffen.“

Das Raumhandelsmodell verfolgt mehrere Ziele. Es soll als Steuerungs- und Korrekturinstrument dienen, das der Universitätsleitung und den Fakultäten eine belastungsfähige und akzeptierte Berechnungsgrundlage für die Flächenzuweisung zur Verfügung stellt. Dies ermöglicht beispielsweise klare Aussagen für die Belegungsplanung oder die Raumbemessung bei Berufungsverhandlungen. „So erreichen wir mehr Gerechtigkeit bei der Raumzuordnung“, hoffen Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel und Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann. Mit Hilfe des Modells kann die Uni zudem Raumreserven erschließen und die Ressourcen für neue Schwerpunkte zur Verfügung stellen. Und nicht zuletzt schafft das Modell die Grundlage für eine spätere monetäre Flächenbewertung und steigert so das Kostenbewusstsein für die teure Ressource Fläche. „Eine optimierte Flächennutzung senkt langfristig den Aufwand der Uni für die Gebäudebewirtschaftung“, so Kanzlerin Buhlmann.

Bilanzierung hat begonnen
Die Umsetzung in die Praxis erfolgt schrittweise. Nach der gründlichen Vorbereitung in enger Abstimmung mit der HIS erstellen die Projektmitarbeiter seit Anfang des Jahres für jede Uni-Einrichtung eine Flächenbilanz. Grundlage sind dabei zunächst statistische Daten wie die Zahl der Studierenden und der Mitarbeiter, die mit spezifischen Kennzahlen für den Flächenansatz gewichtet werden. Hinzu kommen Besonderheiten wie das Lehr- und Forschungsprofil eines Instituts, die Drittmittelausstattung, organisatorische Parameter oder spezielle Raumbeziehungen, die in Gesprächen ermittelt werden. Aus diesen Größen wird mit Hilfe eines standardisierten Computerprogramms der rechnerische Flächenbedarf ermittelt und den tatsächlich vorhandenen Flächen aus der Raumdatenbank im Dezernat Technik und Bauten gegenübergestellt.

Weist die Bilanz einen Mehrbedarf beziehungsweise Reserven aus, kann der eigentliche Raumhandel beginnen. Die Herausforderungen dabei gehen freilich weit über den quantitativen Ausgleich hinaus. „Entscheidend ist die Qualität der Flächen, insbesondere deren Lage und Zuschnitt“, erklärt Projektleiter Silvio Franke. Schließlich hilft eine ungenutzte Werkstatt auf dem Campus Vaihingen einem Institut in der Stadtmitte meist nicht weiter, und aus Räumen ohne Tageslicht lässt sich nicht ohne Weiteres ein Büro machen. Wie diese Fragen in die Bewertung einfließen und wie der Raumhandel konkret ausgestaltet wird, soll ein Lenkungsgremium im Spätsommer entscheiden. Orientierung geben dabei die „Benchmarks“ vergleichbarer Universitäten, bei denen von zentralen Steuerungssystemen über monetäre Bonus-Malus-Regelungen bis hin zu Vermietungsmodellen die verschiedensten Spielarten im Umlauf sind. Doch die Richtung steht fest. „Ein gewisser prozentualer Raumüberschuss ist akzeptabel, ab einer bestimmten Grenze jedoch wird ein Anreiz geschaffen, damit die Flächen in den Pool gegeben werden“, sagt Silvio Franke.                     amg

KONTAKT
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Silvio Franke
Dezernat Technik und Bauten
Tel. 0711/685-84270
e-mail: silvio.franke@verwaltung.uni-stuttgart.de