bild-mit-logo
unilogo Universität Stuttgart
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Uni-Kurier >>>> Leute >>>>

 
 

Kunst auf dem Campus: Kurt Lehmann, Der Jüngling >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Lebensfroher Genießer

 

juengling 
(Foto: Murat)
 

„Geht’s mir gut“, mag der Jüngling denken, der am kleinen Teich der Mensa Stadtmitte an der Holzgartenstraße ein beschauliches Plätzchen gefunden hat. Frohen Sinnes lehnt er sich zurück, er hat es sich gut gehen lassen, wippt mit dem Fuß und freut sich auf ein Mittagsschläfchen in der Sonne. Liegt’s am Mensaessen oder an den Studentinnen im Hintergrund…?
Der Bildhauer Kurt Lehmann (1905-2000) erfand diese Bronzefigur zu Beginn der 50er Jahre, durchaus als ein Zeichen deutscher Gemütlichkeit. Fertig gestellt hat sie Wilhelm Tiedje 1956 gleichzeitig mit dem Max Kade-Haus. Lehmanns „Jüngling“ wurde jedoch nicht beim Richtfest aufgestellt, sondern in einer erst 40 Jahre später gegossenen Fassung, die vom Künstler nach der Sanierung der Mensa 1994 für dieses 50er Jahre-Ensemble bestellt wurde.
Die lebensgroße Bronze des aus Koblenz stammenden Künstlers ist jedoch weniger bieder, als sie auf den ersten Blick scheinen mag. In ihrer Formensprache steckt durchaus ein gewitzter Umgang mit der Moderne. Lehmann, dessen Werke wegen eben diesem Hang zur Moderne in den 30er Jahren aus Ausstellungen und Museen entfernt und vernichtet wurden, fasst die Volumina des menschlichen Körpers zu leicht abstrahierten Formen zusammen. Das Motiv des Lehnens wird nicht anatomisch verstanden, sondern ebenfalls abstrahiert, denn woran lehnt sich die Figur eigentlich? Es ist der Rücken selbst, der zur Lehne wird, genauso wie die hinter dem Kopf verschränkten Arme zum Kissen, auf dem sich der Kopf mit den geschlossenen Augen weich bettet. Der erhobene Fuß wippt entspannt in der Luft, obwohl er eigentlich ohne Halt ist. Um den Eindruck des entspannten Liegens noch zu erhöhen, hat der Bildhauer seinen Menschen auf dem Sockel so weit nach hinten geschoben, dass er ihn überragt. Die Gestaltung macht es möglich, denn wie könnte man sonst bei einer solch schwierigen Bauchmuskelübung so entspannt in die Runde blicken? /Bärbel Küster/amg