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Öffentliche Veranstaltungsreihe „Tanz der Atome“   >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Plasmen und Tarnkappen live

Am 17. Juni startete die zweiteilige öffentliche Veranstaltungsreihe „Tanz der Atome“ aus dem Fachbereich Physik der Universität Stuttgart. „Besonders für Schülerinnen und Schüler“, so der Moderator Prof. Gert Denninger in seinem Grußwort „wollen wir die Naturwissenschaften erlebbar machen“. Die spektakulären Experimente und die kuriosen Einsichten rund um die Welt der Physik fanden in den modernen Räumlichkeiten des Mercedes-Benz Museums statt.

plasmen

Was ist eigentlich Plasma? Und was kann man damit machen? Diesen Fragen ging Prof. Ulrich Stroth vom Institut für Plasmaforschung der Uni auf den Grund. Vor gespannten Schüleraugen demonstrierte er dies an einem Experiment. Man nehme ein vakuumdichtes Einmachglas und stelle es in eine Mikrowelle, schalte sie ein und dimme danach etwas das Licht. Und schon erscheinen sie: Die „guten Geister“. Je nachdem, welche Atome sich im Glasinnern befinden, wird eine andere leuchtende Farbe erzeugt. Umgekehrt kann man an der Farbe des Plasmas erkennen, um welches Material es sich dabei handelt. Plasmen sind uns auch aus dem Alltag bekannt. Der Inhalt von Energiesparlampen, Neonröhren oder auch Blitze und die Polarlichter, sind nichts anderes als Plasma oder Plasmaeffekte. Wenn man es genau nimmt, bestehen etwa 99 Prozent des uns bekannten Universums aus Plasma – Lebewesen stellen die
einzige Ausnahme dar.  

Spektakuläre Experimente mit Plasmen gab es zum Auftakt der Reihe „Tanz der Atome“.                                                                     
(Foto: Murat)

 

Plasma ist ein wahres Multitalent: Man kann es beispielsweise als Lichtquelle benutzen. Plasmaleuchter sind viel effizienter als herkömmliche Glühlampen, die nur fünf Prozent des Stroms in Licht und 95 Prozent in Wärme umwandeln. Plasma eignet sich ebenfalls zum Ätzen von Mikrochips, zum Beschichten von Oberflächen, zum Reinigen von Gasen, zum Sterilisieren von Kunststoffflaschen aber vor allem: Plasma eignet sich als Energiequelle. Die Sonne kann hierbei als Vorbild dienen. Das große Fusionskraftwerk wandelt soviel Wasserstoff in Helium um, dass sie pro Sekunde um fünf Tonnen leichter wird. Würde auf der Erde das gleiche gelingen, so könnte man mit 100 Kilogramm Tritium und 150 Kilogramm Deuteronium soviel Energie erzeugen, die sonst in 2.700.000 Tonnen Kohle enthalten wäre. Solche Fusionen können mithilfe des Plasmas gelingen. Die Umsetzung dieser Methode steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.

Harry Potter aus Sicht der Physik

prof.giessen


Auch im zweiten Vortrag ging es um ein Rätsel, das erst von zukünftigen Physikern gelöst werden kann. Ist es möglich, eine Tarnkappe à la Harry Potter herzustellen, die ihren Träger unsichtbar macht? Die Antwort gab Prof. Harald Giessen vom vierten Physikalischen Institut in seinem engagierten, dank zahlreicher Demonstrationen trotz der komplexen Materie sehr anschaulichen Vortrag. Das Geheimnis der Tarnkappenforschung liegt in der Optik. Jedes Material „bricht“ das Licht anders. Deswegen erscheint uns auch ein Strohhalm in einem Glas Wasser nicht gerade, sondern leicht abgeknickt. Allerdings bleibt der Strohhalm trotzdem sichtbar. Die Frage ist: gibt es Materialien, die das Licht so brechen, dass uns die Objekte gar nicht erst erscheinen, also unsichtbar machen? Es gibt sie: die sogenannten Metamaterialien aus Gold-Nanostrukturen. Sie haben die verblüffende Eigenschaft, Licht in die „falsche“ Richtung zu brechen. Mit solchen Erkenntnissen könnten auch Superlinsen für bessere Mikroskope gebaut werden. Stuttgarter Wissenschaftlern ist es sogar weltweit zum ersten Mal gelungen, ein dreidimensionales Metamaterial herzustellen, das Radarstrahlen zum „verschwinden“ bringt.
Nikolaos Karatsioras

Prof. Giessen demonstriert, wie das Aussehen eines Schachbrettmusters davon abhängt, ob eine Kugel davor mit Luft oder Wasser gefüllt ist.
(Foto: Wölfel)

 

 

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