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Blended Learning an Hochschulen >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Die Mischung macht´s

Mit e-Learning sollen didaktische Verbesserungen erzielt und die Souveränität der Lernenden erhöht werden. Darüber hinaus gelingt es durch diese Form der Wissensvermittlung, die Lern- und Lehrkosten (Raumkosten, Öffnungszeiten, Wegekosten) zu reduzieren. Wichtig ist allerdings eine ausreichende Integration von virtuellem e-Learning und konventionellem Präsenzlernen. Zwar ist die Notwendigkeit eines solchen Blended Learning (Verknüpfung von Präsenzlernen und e-Learning) unter der Devise „Die Mischung bringt’s“ zwischenzeitlich weitgehend erkannt. Offen ist jedoch, wie dieses „Blending“ aussehen soll. Eine aktuelle internationale Studie des Lehrstuhls für Organisation am Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Stuttgart liefert hier Erkenntnisse.

An der Online-Befragung zu „Blended Learning@University“ beteiligten sich 215 Dozenten, wovon 140 an deutschen Hochschulen und 75 an Institutionen im europäischen und nicht-europäischen Ausland tätig sind. Die fachlichen Schwerpunkte der Befragten liegen auf den Gebieten Business Administration und Information Management/Computer Sciences. Die Wirtschaftswissenschaftler untersuchten Blended Learning-Konzepte im Hinblick auf die quantitative Verteilung, das heißt die jeweiligen Prozentanteile von e-Learning und Präsenzlernen und in qualitativer Hinsicht. Gemeint ist damit die „Arbeitsteilung“ zwischen elektronischer und konventioneller Wissensvermittlung, gibt es zum Beispiel Doppelungen oder widersprechen sich möglicherweise die Inhalte beider Lehrformen. Einen aussagefähigen Eindruck vom State of the Art des Blending vermittelt die Antwortverteilung zu der Frage „Wie kombinieren Sie e-Learning und Präsenzlernen?“ (siehe Abbildung). Es dominiert die einfachste, administrative Form der Unterstützung von Präsenzlernen durch Informationstechnologie – nämlich der Download von Veranstaltungsmaterialien, der von 87 Prozent regelmäßig genutzt wird. Lernformen, die ein selbst gesteuertes Lernen der Studierenden ermöglichen wie beispielsweise Web-based Trainings oder e-Lectures werden hingegen von deutlich weniger Dozenten (rund 20 Prozent) regelmäßig eingesetzt. Noch geringere Verbreitung finden Formen des e-Learning, die auf den interaktiven Austausch unter den Lernenden sowie zwischen Studierenden und Dozenten abzielen, wie dies zum Beispiel bei Wikis (9 Prozent), siehe S. 34, oder Virtual Communities (18 Prozent) der Fall ist. Gerade solche Lernformen sind jedoch für ein stimmiges Blending prädestiniert. Sie sind in der Lage, die geringe Interaktivität klassischer Frontalveranstaltungen wie Vorlesungen zu kompensieren und damit einen Schwächenausgleich zwischen Präsenzlernen und e-Learning zu bewerkstelligen.

Die Studie wies nach, das Internet-Foren oder -Chats nicht nur mit interaktionsarmen Lernformen wie Vorlesungen kombiniert werden, sondern auch mit Workshops, Seminaren und Fallstudienveranstaltungen, die sich schon durch eine hohe Interaktivität auszeichnen. Durch solche Mischungen wird im Prinzip nur die Präsenzveranstaltung durch das virtuelle Pendant „gedoppelt“. Lediglich die Mischungen aus Vorlesungen und web-basierten Trainings sowie computerbasierten Trainings, die immerhin von 22 beziehungsweise 16 Prozent genutzt werden, kombinieren tatsächlich zwei gegensätzliche Formen des Lernens didaktisch sinnvoll miteinander. Indem die Studierenden in Vorlesungen konsumtiv als Empfänger von Lerninhalten agieren, üben und vertiefen sie Lerninhalte im Rahmen von Lernprogrammen „in eigener Regie“. Bei einer differenzierten Betrachtung der Lernprozesse nach unterschiedlichen Lernphasen zeichnen sich erfreulicherweise klarere Blending-Muster ab. Beim lernphasendifferenzierten Blending werden E-Learning-Elemente wie webbasierte Trainings zur Vorbereitung von Seminaren eingesetzt. Auf diese Weise kann die für das Präsenzseminar zur Verfügung stehende Zeit effizienter für die Diskussion der bereits vorab eigenständig erarbeiteten Lerninhalte genutzt werden. Michael Reiss/ve

Grafik
Ergebnisse der Studie über Konzepte zu Blended Learning,
n = 215, Angaben in Prozent. (Grafik: BWI)

 

KONTAKT
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Prof. Michael Reiss
Betriebswirtschaftliches Institut, Lehrstuhl für Organisation
Tel. 0711/685-83175
lehrstuhl.organisation@bwi.uni-stuttgart.de

Wiki-Einsatz in der Lehre
Eingebettet in das am Lehrstuhl für Organisation verfolgte Blended Learning-Konzept wurde eigens für das praxisorientierte Fallstudienseminar im Sommersemester 2008 ein Wiki (Wiki hawaiisch für schnell, damit werden Seiten im Internet bezeichnet, deren Inhalte von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch online geändert werden können) konzipiert (www.lfo-colearning.org). Der Aufbau der Wiki-Infrastruktur sowie die Installationsaufwendungen wurden von einem externen Provider beigesteuert und aus Studiengebühren finanziert. Mit diesem Web 2.0-Medium erweiterte der Lehrstuhl sein Medienspektrum, um eine intensivere und zugleich auch vereinfachte Kommunikation seminarspezifischer Aspekte, Themen und Inhalte zu erreichen. Zudem sollte eine Plattform für studentische Zusammenarbeit geschaffen werden.

In einem seminarbegleitenden Kolloquium bekamen die Studierenden alle Informationen über die grundlegenden Funktionen für die Arbeit mit dem Wiki. In einem nächsten Schritt kommunizierte der Lehrstuhl die Gruppen-, Themen- und Betreuerzuteilung über Wiki, jeder Teilnehmer bekam hierzu eine „Einladungs-Email“ mit den Logindaten und Benutzungshinweisen per e-mail zugesandt. So konnten die einzelnen Gruppenmitglieder schnell in Kontakt treten und erste anstehende Aufgaben koordinieren. Das wikibasierte Seminar wurde nicht nur durch die universitätseinheitliche Routine-Evaluation, sondern zusätzlich durch eine Online-Teilnehmerbefragung sehr positiv bewertet. Zu beachten ist allerdings, dass Regeln, Normen und implizite Konventionen der Community selbstorganisatorisch festgelegt werden müssen. Stand die Gruppe nicht geschlossen „hinter dem Wiki“, gab es häufig einen Rückgriff auf die Email-Kommunikation. Aufgrund der überwiegend positiven Erfahrungen aus dem Fallstudienseminar, der einfachen Handhabung sowie der ortsunabhängigen Zugänglichkeit beabsichtigt der Lehrstuhl für Organisation Wiki als Standardtool für die Unterstützung von Seminaren zu etablieren. uk

 

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