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Seyran Ates über die Rolle der Frau in der Multikultigesellschaft >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

„Das muslimische 68 wird kommen“

In der Veranstaltungsreihe „Spiegel-Gespräch live in der Uni“ debattieren Redakteure der Zeitschrift „Der Spiegel“ mit prominenten Gesprächspartnern zu aktuellen Themen aus Politik, Sport und Kultur. Harald Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und andere standen bereits Rede und Antwort. Für die Universität Stuttgart konnte im November die  engagierte Juristin, Frauenrechtlerin und Teilnehmerin der Deutschen Islamkonferenz Seyran Ates gewonnen werden. Im Gespräch mit der Spiegel-Reporterin Barbara Supp sprach Ates über die Schattenseiten der Einwanderung und die Unterdrückung der Frau in „Multikulti“-Gesellschaften.

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Seyran Ates im Gespräch mit der Spiegel-Reporterin Barbara Supp.
(Foto: Eppler)

Spätestens seit dem Attentat auf Theo van Gogh im Jahre 2004 in Amsterdam rückt die Diskussion über Parallelgesellschaften immer mehr ins Interesse der Öffentlichkeit. Eine Gesellschaft in der Gesellschaft ist jedoch nicht erwünscht, da sie unkontrolliert zu einer Brutstätte der Kriminalität ausarten kann Auch hierzulande ist die Problematik akut, wie an einigen Zahlen, die Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann in ihrem Grußwort vorstellte, deutlich wurde. In Deutschland leben circa 6,7 Millionen Ausländer. 38 Prozent der Bewohner Stuttgarts weisen einen Migrationshintergrund auf, an der Universität Stuttgart hat inzwischen jeder fünfte Student eine ausländische Herkunft. Die Diskussion ist freigegeben.
„Multikulti“ scheint das neue Zauberwort zu sein. Das Nebeneinander mehrerer Kulturen. So kommt man sich näher, so beglückt man sich am Fremden. Im Gespräch mit Barbara Supp erklärt Ates: „Das Fremde muss zwar fremd bleiben, damit ich mich wohl fühle, aber wenn der Ausländer in der Gesellschaft  ankommt, bedeutet es Assimilation. Aus Mustafa wird dann Manfred und aus Aysche wird Anja. Das wollte man nicht und ich will das auch nicht.“ Die Konsequenzen einer solchen  Einstellung liegen auf der Hand.  Das Fremdartige einer Kultur wird gerne aufgenommen. Man freut sich, im „Karneval der Kulturen“ Neues kennen zu lernen. Doch genau hier liegt, nach Ates, das entscheidende Moment: „Das Rollenverständnis fremder Kulturen und die selbstbestimmte Sexualität der Frauen werden nicht mehr hinterfragt. Sie werden ebenfalls als das Fremde aufgenommen und nicht weiter thematisiert.“
In ihrer Kanzlei, die Ates bis vor einem Jahr in Berlin betrieb, beschäftigte sie sich hauptsächlich mit Frauen aus dem islamischen Raum, die Opfer solcher Multikultigesellschaften wurden. Zu ihren Mandantinnen gehörten junge Frauen, die, zum Teil noch minderjährig, zu einer arrangierten Hochzeit mit älteren Männern gezwungen wurden. Frauen, die häuslicher Gewalt, Isolation in den eigenen vier Wänden und ständiger Beobachtung ausgesetzt sind. Und das Ganze mitten in Deutschland. Ist Multikulti also ein Irrtum auf Kosten der Frauen, wie der Titel der Veranstaltung fragte? Auf diesem Gebiet bedarf es noch enormer Aufklärungsarbeit, so Ates, „je früher desto besser.“ Die Frauenrechtlerin gibt sich jedoch optimistisch: „Das muslimische 68 wird kommen. Ich sage nicht, dass der Koran frauenfeindlich ist. Es sind die patriarchalischen Strukturen, die bekämpft werden müssen. Nur so kann die Gleichstellung der Frau in Multikultigesellschaften erreicht werden.“                 Nikolaos Karatsioras/amg                                       

 

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