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Faszination Mathematik“ mit Albrecht Beutelspacher >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Multiplikation mit Neun für zehn Finger

Wenn Albrecht Beutelspacher erzählt, mit den Fingern rechnet oder aus Papier Pyramiden bastelt, dann ist Mathematik ohne jede Frage faszinierend, unterhaltend und – macht jede Menge Spaß. So war auch das Interesse überwältigend, als der Gießener Mathematikprofessor im Rahmen der Ringvorlesung „Mathematik wagen“ der Uni Stuttgart am 21. April in der Stadtbücherei über die „Faszination der Mathematik“ sprach. „Das Jahr der Mathematik hat eine Aufmerksamkeit erreicht, wie kein Jahr zuvor“, freute sich die Direktorin der Stadtbücherei, Ingrid Bussmann. Zu dem Mathe-Boom trage auch das Stuttgarter Programm bei, das die Uni Stuttgart, deren Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) und die Stadtbücherei zusammen anbieten.

Jahr der MathematikTechnisch einfache Experimente, die man sofort nachmachen kann, versprach Albrecht Beutelspacher, und führte die bunt gemischte Zuhörerschar denn auch gleich am Beispiel der Aufgabe „7 x 9“ in die „Multiplikation mit Neun für zehn Finger“ ein:Prof. PeutelspacherDie Hände in die Höhe, sieben Finger, ausgehend von der linken Hand, abzählen, den siebten Finger einknicken, und wieder abzählen … links sechs Finger, rechts drei …, das macht 63 und – ist richtig! „Experimente sollen das Denken anregen“, betonte der Professor, „tut es uns Menschen doch in der Seele gut, wenn wir etwas verstehen“. Ohne Klebstoff, Schneiden oder Abfall faltete er flugs aus einem DIN-A4-Papier ein gleichseitiges Dreieck, gefolgt von einem Sechseck und – um die Gedanken der Zuhörer noch mehr anzuregen – aus einem rechteckigen Papierstreifen ein Fünfeck beziehungsweise Pentagramm, das in der Natur allgegenwärtig ist und Logo der Pythagoräer. Die Mathematik in unserem Sinne, erklärte Beutelspacher, habe mit Pythagoras begonnen. Dessen

„Großer Kommunikator der Mathematik“: Prof. Albrecht Beutelspacher.

Anhänger gingen davon aus, die Weltordnung sei mathematischer Natur, das Wesen aller Dinge bestehe in der Zahl. Zudem haben sie mit ihren Überlegungen, die sie beim Musizieren mit dem Monochord, einem Saiteninstrument, entwickelten, zur mathematischen Berechnung des Tonsystems beigetragen.

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Anfassen erlaubt: Im Mathematikum Gießen können sich die Besucher aktiv mit mathematischen Phänomenen auseinandersetzen.
(Fotos: Mathematikum Gießen)

Für die Exkursion in das fremde, wundersame Land der Mathematik bedürfe es Mut, hatte Dr. Elke Uhl vom IZKT zu Beginn des Abends gesagt. Mit Albrecht Beutelspacher, dem „großen Kommunikator der Mathematik“, hatten die „Entdecker“ einen ausgewiesenen Reiseführer für diese Terra incognita an ihrer Seite, der ihren Alltag – unbekannterweise – schon lange prägt. Der Spezialist für Kryptografie hat unter anderem das elektronische Bezahlsystem und die Telefonkarte entwickelt. Als Moderator der Fernsehsendung „Mathematik zum Anfassen“ des Senders BR-alpha und als Kolumnenautor in „Bild der Wissenschaft“ ist Beutelspacher einem breiten Publikum bekannt. Für sein Engagement, die Mathematik zu popularisieren, wurde er mehrfach ausgezeichnet, und 2000 gründete er in Gießen das Mathematikum, ein Mathematikmuseum, in dem die Besucher aufgefordert sind, sich aktiv mit mathematischen Phänomenen auseinanderzusetzen.

Die letzte Spur von Ängstlichkeit abgeschüttelt, ging es schließlich in die Dreidimensionalität. Ausgehend von einem DIN-A4-Papier faltete Albrecht Beutelspacher eine Pyramide, an der es „immer neue Seiten zu entdecken gilt“, und zeigte, begleitet von herzhaftem Gelächter, wie viele Möglichkeiten es gibt, diese nicht, schließlich doch, in einen Würfel zu stecken. Klebstoff benötigte der bastelnde „Reiseführer“ erst, als er aus einem Papierstreifen einen Ring und im zweiten Anlauf ein sogenanntes Möbius-Band machte, einen Ring, bei dem die diagonal gegenüberliegenden Ecken des Papierstreifens zusammengeklebt werden. Das Ergebnis: Es gibt „kein Außen und kein Innen mehr“, da jede Außenkante in ihrem Verlauf zur Innenkante wird und umgekehrt. Zerschneidet man dieses Band mittig der Länge nach, was passiert dann? Die „Reisenden in Sachen Mathematik“ staunten. Und wer jetzt auch staunen will, muss nur zu Papier und Schere greifen …          Julia Alber       

Ein Teil der Exponate des Mathematikums in Gießen sind im Rahmen einer Wanderausstellung vom 2. bis 10. Juli in der Stadtbücherei Stuttgart und vom 3. bis 16. November im Evangelischen Heidehof-Gymnasium Stuttgart zu sehen. Nähere Informationen unter

>>>>http://www.mathematik.uni-stuttgart.de/jahrdermathematik/.

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