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Bestandserhaltung an der UB Stuttgart >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Gegen Säurefraß und rostende Klammern

Allzu viele Werke aus der Frühzeit des Buchdrucks gibt es in der Universitätsbibliothek Stuttgart nicht. Das liegt an der relativ späten Gründung der Universität sowie an der nahezu vollständigen Zerstörung des Bibliotheksbestands im zweiten Weltkrieg. Die Erhaltung der Schriften ist dennoch ein Problem. Obwohl die UB über keine eigenen Mittel für die Bestandserhaltung verfügt, kann sie aus Mitteln, die das Landesrestaurierungsprogramm den Archiven und Bibliotheken Baden-Württembergs zur Verfügung stellt, jährlich einige Einzelwerke oder Zeitschriftenbestände restaurieren lassen.

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Feuchtigkeit, Schimmel und der alltägliche Gebrauch haben dem „Theatrum machinarum hydraulicarum“ von Jacob Leupold schwer zugesetzt. Im vergangenen Jahr wurde der wertvolle Foliant aufwändig restauriert.

 

 

Die Restaurierung wertvoller Einzelstücke wie etwa des Werks „Theatrum machinarum hydraulicarum oder: Schau-Platz der Wasser-Künste“ von Jacob Leupold aus dem Jahr 1724/25 ist in Stuttgart eher ein Ausnahmefall. Der Band wies Schimmelbefall und Feuchtigkeitsschäden auf; wahrscheinlich als Folge des spektakulären Unwetters vom 15. August 1972, bei dem die Magazine der Universitätsbibliothek mit Wasser vollgelaufen waren. Dazu kamen Benutzungsschäden wie lose und eingerissene Seiten und Beschädigungen des Einbands. Im Jahr 2007 wurde der Band durch das Ludwigsburger Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut aufwändig restauriert.

Der Erhalt solch alter Werke ist freilich fast noch das kleinere Problem. reichsluftkursbuchSind doch Bücher aus der Zeit vor 1850 bei richtiger Lagerung und geringer Benutzung nahezu unbegrenzt haltbar. Schäden entstehen hier fast nur durch äußere Einwirkungen wie die Benutzung oder Katastrophenfälle. Schwieriger wird die Sache bei Büchern aus jüngerer Zeit. Seit nämlich Mitte des 19. Jahrhunderts industrielle Verfahren wie Holzschliffpapiere und Klebebindung die Papier- und Buchherstellung eroberten, sind Bücher durch im Medium selbst liegende Gefahren bedroht. Hierzu zählt vor allem der Säurefraß, der durch die Verwendung von saurem Papierleim in der Papierherstellung verursacht wird. So hat die Übersäuerung des Papiers beispielsweise die „Reichsluftkursbücher“ aus der Zeit zwischen den Weltkriegen so stark destabilisiert, dass der Pappeinband gebrochen ist und im Randbereich schon beim normalen Gebrauch immer wieder kleine Ecken abbrechen. Auch der inliegende Buchblock ist bereits stark gebräunt. Zudem hat die zeitgenössische Metallklammernheftung, die den Buchblock bei der Benutzung stark beansprucht und unter Umständen korrodiert, dem Werk erheblich zugesetzt. Solche Schäden sind irreversibel. Massenentsäuerungsverfahren, bei denen der Säureüberschuss neutralisiert und eine alkalische Pufferung eingebracht wird, können den weiteren Schadensverlauf jedoch erheblich verlangsamen und so die Benutzbarkeit des Buches je nach Schadensgrad um mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte verlängern.

Säure hat bei diesem Reichsluftkursbuch aus dem Jahr 1932 den Deckel brechen und das Papier braun werden lassen.
Aufwändige Entsäuerungsverfahren können die Lebensdauer solcher Druckwerke erheblich verlängern.
(Fotos: Jörg Langner)

 

Die UB lässt – in Kooperation mit dem Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut  und externen Dienstleistern – Bestände entsäuern und verfilmen, die ansonsten in Deutschland nicht oder nur selten nachgewiesen sind. Die Verfilmung dient dabei dem Schutz des bereits geschädigten Originals, das dann nur noch in Sonderfällen benutzt werden darf. Hierzu zählen vor allem Zeitschriftenbestände aus den ehemaligen Sondersammelgebieten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die bis 1972 an der UB angesiedelt waren, sowie weitere Literatur aus Forschungs- und Lehrschwerpunkten an der Universität Stuttgart.                                              

Markus Malo/amg

 

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Markus Malo
UB Stuttgart
Tel. 0711/685-83815
e-mail: markus.malo@ub.uni-stuttgart.de
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