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Bildschirmtechnik für den Kunden von morgen

 

In der Zukunft sieht Prof. Norbert Frühauf, der Leiter des Lehrstuhls für Bildschirmtechnik (LfB) der Uni Stuttgart, dreidimensionales Fernsehen. Dieses Erlebnis sollen – wohlgemerkt ohne Brille – 3D-Bildschirme ermöglichen. Der Weg dahin ist allerdings noch weit, gilt es doch, ganz neue Technologien zu entwickeln, damit sie, was heute zwar prinzipiell schon realisierbar ist, zu für den Kosumenten akzeptablen Preisen auf den Markt kommen können. „Auf Wolke sieben“ wird am LfB nicht geforscht, sondern für den Kunden von morgen.

Die Bildschirmtechnik an der Uni Stuttgart ist so gut wie untrennbar mit dem „Bildschirmpapst“ verbunden. Prof. Ernst Lüder wurde so im Uni-Jargon genannt, der bis 1999 das damalige Institut für Netzwerk- und Systemtheorie leitete und Anfang der 1980er Jahre zusammen mit seinem Team zu den Ersten zählte, die Dünnschichttransistoren zur Ansteuerung flacher Flüssigkristallbildschirme entwickelten. „Diese noch junge Technologie könnte zu einem Schlüssel für einen bedeutenden Wachstumsmarkt werden“, wagte man im unikurier von 1988 einen optimistischen Blick in die Zukunft, und die Landesregierung hoffte mit – sie investierte in ein Labor für Bildschirmtechnik, dessen Einweihung 1991 gefeiert wurde. Nun konnte die mit „weltweitem Echo betriebene Forschung zur Entwicklung flacher Bildschirme für Bürokommunikation, Fernsehen, Kraftahrzeuge bis hin zur großflächigen Anzeigentafel unter den saubersten Raumluftbedingungen“ erfolgen.

Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer
 

Gloveboxsystem

 
Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

Ein Gloveboxsystem ermöglicht es, mit extrem wasser- und sauerstoffempfindlichen organischen Materialien zu arbeiten.                                                     (Foto: Eppler)

Forschung mit „weltweitem Echo“

Gerade mal zwei Jahre später wurde als Neuentwicklung aus dem Labor für Bildschirmtechnik ein Farbfernsehrückprojektor mit 1.2 Millionen Bildpunkten vorgestellt. Angesteuert mit einer Eigenentwicklung des Instituts, den sogenannten MIM-Elementen (Metall-Isolator-Metall), verfügte er über ein so helles Bild, dass der große Bildschirm auch bei Tageslicht „Fernsehgenuss“ ermöglichte. Etwas kleiner, „für damalige Verhältnisse aber dennoch beeindruckend“, betont Norbert Frühauf, konnte 1994 der erste vollfarbige 14 Zoll TFT-Aktiv Matrix Bildschirm präsentiert werden. In Stuttgart hatte man die Dünnschichttransistoren (Thin Film Transistor) hergestellt und die darauf aufbauende Aktiv-Matrix-Struktur entwickelt, die die einzelnen Bildpunkte ansteuert – Voraussetzung für hochauflösende LCD-Flachbildschirme (Liquid Cristal Display) dieser Größe. Die Herausforderung dabei für die Stuttgarter Wissenschaftler: einen Herstellungsprozess für tausende identischer Transistoren entwickeln. Darf doch unter den gut 700.000 Transistoren pro Bildschirm keiner „aus der Reihe tanzen“.

„Die Matrix kommt aus Stuttgart“

Der einst optimistische Blick in die Zukunft wurde Realität. Heute wird der Markt für flache LCD-Bildschirme auf rund 100 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt, und der Halbleitermarkt verzeichnet seit 15 Jahren jährlich gut zweistellige Zuwachsraten. Das Labor für Bildschirmtechnik hat sich zu einem sehr gefragten Partner weltweit entwickelt. Im universitären Umfeld findet sich ein vergleichbares Labor nur noch in Korea, weiß Norbert Frühauf, bei dem auch durchaus Firmen aus Amerika anklopfen. „Die Matrix kommt aus Stuttgart“, titelte der unikurier, als im Jahr 2005 das LfB in Kooperation mit einer Dresdner Firma den ersten vollständig in Deutschland hergestellten Aktiv-Matrix OLED-Bildschirm präsentieren konnte. OLED steht für Organic Light Emitting Diode. Displays, die zur Bilderzeugung auf halbleitende organische Materialien setzen, zeichnen sich durch intensivere Farben aus, sie sind von der Seite her einsehbar und benötigen weniger Strom als die LCDs. Schwierig gestaltet sich allerdings ihre Ansteuerung. Bis zu vier Dünnschichttransistoren pro Bildpunkt erfordert die aufwendige Bildpunktschaltung für hochauflösende OLED-Bildschirme, deren Weiterentwicklung am LfB vorangetrieben wird.

  Seit 2005 ein Gloveboxsystem am Allmandring 3b Einzug gehalten hat, kann dort auch mit extrem wasser- und sauerstoffempfindlichen organischen Materialien gearbeitet werden. Mit jenen, die bei den OLED-Displays zum Einsatz kommen ebenso wie auch mit den leitfähigen Polymeren, die zur Herstellung organischer Dünnschichttransistoren für flexible Displays verwendet werden. Aufrollbar und dünn wie eine Papierseite könnten Letztere einmal zu elektronischen Büchern oder Zeitungen führen – eine Idee, an deren Umsetzung man am Lehrstuhl für Bildschirmtechnik im Rahmen des Europäischen Flexi-Dis-Projekts mitarbeitet.

Julia Alber

 

 

 

KONTAKT

 
                                                                

Prof. Norbert Frühauf
Lehrstuhl für Bildschirmtechnik
Allmandring 3b
Tel. 0711/685-66922
Fax 0711/685-66924
e-mail: ifb@ifb.uni-stuttgart.de
> > > www.ifb.uni-stuttgart.de

   
 
 
last change:20.12.2007/ yj
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