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Festkolloquium für Christian Rohrer > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Forschung zur Computerlinguistik mitbegründet

  Christian Rohrer    

Von wegen „Emeritus": Christian Rohrer (links), hier mit Ulrich Heid beim Festkolloquium, forscht weiter.
                                                       (Foto: Boris Haselbach)

Prof. Dr. Christian Rohrer, seit 1987 Ordinarius für Computerlinguistik und Gründer des Instituts für Maschinelle Sprachverarbeitung, wurde zum Wintersemester 2006/2007 emeritiert. Aus diesem Anlass fand im Sommersemester 2007 im Senatssaal ein Festkolloquium mit rund 50 Gästen statt, bei dem vier Festredner Rohrers Wirken für die deutsche und die internationale Computerlinguistik würdigten und seine Arbeiten in den Kontext der internationalen Forschungsdiskussion stellten.

   Christian Rohrer ist einer der Begründer der universitären Forschung in der Computerlinguistik in Deutschland und weltweit. Seit 1969 Professor für romanistische Linguistik, knüpfte er schon in den 1960er Jahren durch Gastaufenthalte Kontakte zu Wissenschaftlern im Bereich der maschinellen Übersetzung, aber auch zur Informatik: er ist seit 1984 kooptiertes Mitglied dieser Fakultät.

   Rohrers Forschungen zielten unter anderem auf die Beschreibung der Zeitstruktur von Texten, aus der sich der Ablauf von Ereignissen berechnen lässt, die in einem Text beschrieben sind, aber meistens nicht in der Reihenfolge. Seit seinem Gastaufenthalt an der Stanford University 1985 gibt es eine Kooperation mit Stanford, Xerox und dem Palo Alto Research Center: gemeinsam werden sehr detaillierte formale Grammatiken für Englisch, Deutsch und mittlerweile eine Vielzahl anderer Sprachen entwickelt.

   Mit der von Rohrer entwickelten deutschen Grammatik kann die Struktur von Sätzen ermittelt werden. Die Analyseergebnisse können als Grundlage für die inhaltliche Erschließung von Texten dienen, die zum Beispiel entscheidende Verbesserungen bei der Suche im Internet bietet: statt mit einem oder mehreren Schlüsselwörtern anzufragen und entweder viel zu viele oder zu wenig Ergebnisse zu bekommen, wird es auf der Basis solcher Techniken möglich, eine Frage auf Deutsch oder Englisch einzugeben und Dokumente zu erhalten, die eine Antwort auf diese Frage enthalten. Festredner Ronald Kaplan aus San Francisco zeigte auf, wie die gemeinsamen Forschungen inzwischen in einer Startup-Firma für Internet-Suchzwecke genutzt werden.

   Zum Abschluss bedankte sich Christian Rohrer mit einer humorvollen Analyse des Begriffs „Emeritus": die Übersetzung aus dem lateinischen Schulwörterbuch ist völlig fehl am Platze (Professor im Ruhestand) – Rohrer forscht weiter: täglich am Institut, entwickelt er die Grammatik weiter und untersucht Fragen der Generierung von Texten und des Lexikons für die Sprachverarbeitung.

Ulrich Heid

 

 

 

last change: 20.12.07 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart