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Keramikherstellung unter Umweltbedingungen > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Algen für die Materialsynthese

 

Keramische Materialien sind ein begehrter Werkstoff. Der Aufwand für die Herstellung ist jedoch hoch. Die Natur hält eine Alternative bereit: die Biomineralisation. Wissenschaftler des Instituts für Ni.htmletallische Anorganische Materialien der Uni und des Max-Planck-Instituts für Metallforschung haben die Idee „abgeschaut“ und entwickeln daraus Konzepte der bioinspirierten Synthese und der Materialien mit bioinspiriertem Aufbau. Nun ist geplant,  Kleinstlebewesen wie Algen und Bakterien für die Materialsynthese einzusetzen.

Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer
 

Links: Sechseckstruktur von Perlmutt. Rechts: Zinkoxidplättchen, die sich in Anwesenheit von Gelatine gebildet haben

 
Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

Links: Sechseckstruktur von Perlmutt. Rechts: Zinkoxidplättchen, die sich in Anwesenheit von Gelatine gebildet haben.                     (Fotos: INAM, MPI)

Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

Schnecken und Muscheln, aber auch manche Einzeller stellen durch Biomineralisation ihre Schalen her. Eigentlich basiert dies auf einem einfachen Vorgang: auf einer organischen Schicht, die als Schablone (Templat) dient, scheidet sich das Mineral ab. Das Verfahren der Abscheidung von Metalloxiden auf Template nutzt eine Arbeitsgruppe um Prof. Fritz Aldinger und Dr. Joachim Bill schon seit über zehn Jahren. Statt wie manche Lebewesen Kalk für ihre Schalen, stellen die Forscher allerdings Zinkoxid, Titanoxid und andere Metalloxide her, die als Werkstoff vielseitig verwendbar sind. Zinkoxid kann beispielsweise beim Bau von Handy-Displays oder Solarzellen eingesetzt werden. Durch die Zugabe von Zusatzstoffen in die Zinksalzlösung lassen sich sehr dünne Schichten aus Zinkoxid bilden, die gezielt auf dem organischen Templat abgeschieden werden. Bei Zugabe von Gelatine bilden sich Zinkoxidplättchen statt stäbchenförmigem Zinkoxid. Zudem ist es den Stuttgarter Wissenschaftlern gelungen, den Kunststoff PET bei nur 60 Grad mit Titandioxid zu beschichten. Mit herkömmlichen Methoden wäre die Beschichtung eines temperaturempfindlichen Kunststoffes nur sehr schwer möglich.

   Aber warum nicht gleich Lebewesen zur Keramikerzeugung nutzen? Seit Anfang des Jahres arbeiten Biologen, Chemiker, Physiker und Materialwissenschaftler der Forschergruppe an einem interdisziplinären Forschungsansatz, um verschiedene Organismen wie Algen, Bakterien, tierische Einzeller oder auch Pilze für die Werkstoffsynthese zu nutzen. Zunächst suchen sie geeignete Organismen, die beispielsweise das Biomineral Kalk als Schale oder als eine Art Skelett in der Zelle ablagern. Die Kontrolle der Calciumcarbonat-Kristall-Bildung erfolgt dabei immer durch organische Moleküle, zum Beispiel durch Schichten aus Proteinen oder Polysacchariden. Die Bildung dieser Matrix und somit die Produktion der teilweise sehr kompliziert gebauten Schalen wird genetisch gesteuert. Nur die  wenigste von Lebewesen produzierten Minerale lassen sich allerdings technisch nutzen. So ist auch Kalk industriell schlecht einsetzbar. Stattdessen muss man die Organismen dazu bringen, die bisher chemisch synthetisierten, technisch relevanten Metalloxide auf natürlichem Weg herzustellen. Die Forscher hoffen, dass diese statt Calciumionen Zinkionen einbauen und auf diese Weise Zinkoxid produzieren. Damit wäre dann der nächste Schritt von der bioinspirierten Materialsynthese zur biologisch hergestellten Keramik gemacht.

Ve/amg

 

 

 

KONTAKT

 
                                                                

Dr. Joachim Bill
Institut für Ni.htmletallische Anorganische Materialien
Tel. 0711/689-3228
Fax 0711/689-3131
e-mail: bill@mf.mpg.de   


   
 
 
last change:20.12.2007/ yj
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