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Stuttgarter unikurier Nr. 89 April 2002
Stuttgarter Physiker entwickeln neues hochgenaues Interferometer:
Messungen mit bis zu 500facher Genauigkeit möglich
 

Fast nebenbei wurde am 5. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart ein neues hochgenaues Interferometer entwickelt, das die Meßgenauigkeit in der Nanowelt um den Faktor 500 steigert. Die zugrundeliegende Technologie haben Prof. Tilman Pfau und Dr. Yuri Ovchinnikov in den Physical Review Letters (Nr. 87, 12, 123901, 2001) beschrieben. Mit der nun erreichten Meßgenauigkeit können kleinste Entfernungsunterschiede aufgespürt werden, die um ein Vielfaches geringer sind als die zur Messung eingesetzte Wellenlänge des Lichtes. Darüber hinaus ist das neuartige Interferometer auch als optischer Schalter für moderne Kommunikationseinrichtungen einsetzbar.

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Interferometer nutzen die Welleneigenschaften des Lichtes, um auch äußerst geringfügige Längenunterschiede meßbar zu machen. Mit einem Interferometer wurden in den Anfängen der Physik die genaue Länge des Normalmeters und die Lichtgeschwindigkeit gemessen. Überall dort, wo es um die genaue Messung auch der kleinsten Unterschiede, etwa im Nano- und Halbleiterbereich, aber auch bei den Entfernungs- und Größenmessungen im astronomischen Bereich geht, sind Interferometer bis auf den heutigen Tag die unverzichtbaren Instrumente der modernen Physik.
Die bisherigen Interferometer arbeiten alle nach einem Grundprinzip: ein Lichtstrahl wird aufgespalten und die beiden Strahlen verfolgen unterschiedliche Bahnen, bevor sie auf einem Schirm wieder zusammenkommen. Ist der zurückgelegte Weg gleich, fügen sie sich wieder zu einem kohärenten Lichtstrahl zusammen. Gibt es aber unterschiedlich lange Wege, so zeigen sich diese in den Interferenzen im Spektrum des zusammengeführten Lichtes, also in einer Reihe von dunklen Strichen mit signifikanten Abständen, aus denen die Entfernungen oder Dicken des gemessenen Objektes abgelesen werden können. Der maximale Abstand zwischen den Strichen kann dabei nicht kleiner sein als eine halbe Wellenlänge des eingesetzten Lichtes.
Das Stuttgarter Interferometer MWI funktioniert anders. Pfau und Ovchinnikov benutzen den Strahl eines Helium-Neon Lasers, der zwischen zwei parallele Spiegel eingespeist wird. Das Licht kann nun je nach dem Winkel, mit dem es eingespeist wird, mehrere Wege gehen, die sich überlappen und komplexe Interferenzmuster bilden. Dabei konnten bereits Muster von einem Neuntel der eingesetzten Wellenlänge ermittelt werden. Jetzt, da die prinzipielle Grenze bisheriger Interferometer unterschritten ist, arbeiten die Stuttgarter Physiker daran, den Aufbau zu modifizieren, um die Messgenauigkeit noch weiter zu steigern.
Prof. Pfau und sein Kollege Dr. Ovchinnikov arbeiten bereits seit Anfang des vergangenen Jahres an dem Experiment, das zum Gebiet der klassischen Optik zählt. „Erst allmählich ist uns klar geworden“, sagt Prof. Pfau, „dass wir ein neues Interferometer entwickelt haben.“ „Aber das MWI ist nicht nur als Messinstrument einsetzbar“, ergänzt der Stuttgarter Photonik-Experte, der das MWI bereits patentieren ließ. „Auch als optischer Schalter in modernen Kommunikationstechnologien könnte unsere Entwicklung in Zukunft Verwendung finden.“ /eng

Weitere Infos unter:
http://www.physik.uni-stuttgart.de/institute/pi/5/news/010801/mwi-abstract.html

KONTAKT
Prof. Dr. Tilman Pfau, 5. Physikalisches Institut, Pfaffenwaldring 57, 70569 Stuttgart,
Tel/Fax: 0711/685-8025
e-mail: t.pfau@physik.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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