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Rundum mobil – von Raketen bis Erlkönigen

 
  Ob am Motorenprüfstand (links) oder im Windkanal (Mitte) des Instituts für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen oder beim Konstruktionswettbewerb des Instituts für Konstruktion und Fertigung in der Feinwerktechnik (rechts)
 


Ob am Motorenprüfstand (links) oder im Windkanal (Mitte) des Instituts für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen oder beim Konstruktionswettbewerb des Instituts für Konstruktion und Fertigung in der Feinwerktechnik (rechts) – für die Gäste gab es Vieles zu entdecken.                                                                                                                       (Fotos: Eppler)

 

Forschen, rätseln, Informationen zum Studium einholen und dabei Spaß haben – der Tag der Wissenschaft an der Uni Stuttgart lud zum kurzweiligen Erkenntnisgewinn ein. Rund 10.000 Gäste aller Altersgruppen folgten am 23. Juni der Einladung auf den Vaihinger Campus und wanderten von Präsentationsort zu Präsentationsort, ganz nach dem Motto des Tages: „Die mobile Gesellschaft". Auch das erstmals angebotene Programm für Kinder wurde gut angenommen.

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Tag der Wissenschaft

 
Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

 

Tag der Wissenschaft

„Am Montag wird mein Schulfreund staunen", strahlt Felix. Von seiner selbst gebauten Rakete und deren fulminantem Start wird er berichten. Dass die Konstruktion aus Pappe „geringfügig“ den Erdorbit verfehlte und mittels ihres Brauseantriebs nur für Sekunden der Schwerkraft entfloh, wird er erst später erwähnen – Felix weiß um die Dramaturgie einer Geschichte. Der achtjährige „Ingenieur“ ist mit seiner ersten Rakete, die er am Institut für Raumfahrtsysteme „entwickelt“ hat, „voll zufrieden". Zwischen chemischen und physikalischen Experimenten, virtuellen Autofahrten und Computerspielen hat er sich selbst auf den Kinderseiten des Programmheftes sein Highlight des Tages ausgesucht.

   Raketen fliegen ins All, Astronauten bewegen sich in der Schwerelosigkeit, Gene können springen, Samen mobil sein und – aus einer Kaffeemaschine „läuft“ der Kaffee, ohne dass man einen ihrer Knöpfe drückt. Ausgerüstet mit der „richtigen Armbanduhr“ ist Fernbedienung angesagt, wie zuhause beim Fernseher. „Forschen und dabei immer einen Kaffee zur Hand haben", schmunzeln die Zwölftklässler Tom und Harald, das wäre ein Studium ganz nach ihrem Geschmack. Auch Mirjam hat dem jungen Mann vom Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik genau zugehört. Kaffee mag die Siebenjährige zwar nicht, aber nun weiß sie, dass „die Fernbedienung hier mittels Infrarot funktioniert“ und hat somit ihr Lösungswort, das sie gleich ein paar Meter weiter gegen ein Geschicklichkeitsspiel eintauschen wird.

„Ein wenig Stau …“

In der Technischen Optik wird im Doppel oder alleine gewackelt. Erst vor der Kamera posieren, dann basteln und fertig ist das Wackelbild. „Schau, sieht das nicht gut aus?" – vor Demonstrationen ist hier niemand gefeit, der noch in der Schlange harrt, die sich bis auf den Gang erstreckt. „Auch in der Zukunft wird es immer ein wenig Stau geben", sagt Prof. Markus Friedrich vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen. Der Inhaber des Lehrstuhls für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik erwartet, dass sich die Staus auf unseren Straßen verringern werden aufgrund sogenannter Mobilitätsassistenzsysteme, die ein optimales verkehrsrelevantes Verhalten des Menschen ermöglichen. Probleme sieht Friedrich allerdings auf den öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Gegenden zukommen, wenn es immer weniger Jugendliche gibt, die diesen nutzen und die zunehmende Zahl der Älteren, die auch mit 80 Jahren noch nicht auf das Autofahren verzichten will, das dank vielfältigster Assistenzsysteme immer einfacher werden wird.

Große Geheimsache – Erlkönige

Prof. Jochen Wiedemann vom Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK) kennt die ultimative Lösung für Staus – in Tunnels in James Bond Manier an der Decke überholen. Mit dem richtigen Auto und der richtigen Geschwindigkeit ist das kein Problem, demonstriert der Inhaber des Lehrstuhls Kraftfahrwesen im Modellwindkanal, wo an der aerodynamischen Formoptimierung von Fahrzeugmodellen im Maßstab 1:4 beziehungsweise 1:5 gearbeitet wird. „Windkanäle gehören zum Geheimsten, was es gibt", erklärt Jochen Wiedemann auf dem Weg zum Aeroakustik-Fahrzeugwindkanal, der weltweit zu den modernsten und leistungsfähigsten Einrichtungen seiner Art zählt und – weltweit einzigartig – auch Formel-1-Rennwagen vermessen kann. Dennoch, „unser Hauptgeschäft ist das Testen von Serienfahrzeugen", sagt Wiedemann. Ein Stahlband, das als laufende Straße fungiert, ermöglicht es, die Wechselwirkungen von Fahrbahn und Fahrzeug zu untersuchen, und es können Fahrten mit bis zu 250 Stundenkilometern Geschwindigkeit hinsichtlich der aerodynamischen und aeroakustischen Fahrzeugeigenschaften realistisch simuliert werden.

Pfeifen Getriebe?

Das Pfeifkonzert im Treppenhaus des Gebäudes Pfaffenwaldring 9 kann auf eine beeindruckende Akustik setzen. Ob das der Klapper- und Rasselgeräuschprüfstand am Institut für Maschinenelemente ist? Nein, ein Vater hört sich dort gerade am Computer Losteilschwingungen eines Fahrzeuggetriebes an – da pfeift nichts. Einige Stockwerke höher, in den Räumen des Instituts für Konstruktion und Fertigung in der Feinwerktechnik, ist der Grund jedoch ausgemacht: Eine Kiste voller Pfeifen, um die sich Kinder scharen und die Qual der Wahl haben. Rot, Gelb, Blau, Grün, ob die Farbe wohl Einfluss auf den Ton hat? Normalerweise wird hier an Techniken für den Präzisionsspritzguss geforscht, heute dagegen ist Pfeifen-Massenproduktion angesagt, und den Mitarbeitern wird es wohl noch tagelang in den Ohren pfeifen.

   Langsam geht der Tag der Wissenschaft in die Nacht über. Die letzten „Schatzsucher“ streifen, ausgerüstet mit einem GPS-Lotstock, über den Campus, die chemischen Experimente sind alle geglückt, die Geschwister Kevin und Jenny haben bei der Theoretischen Informatik noch ihre ganz persönliche Primzahl ergattert und die Zaubershow der Physiker ist beendet. Nun erobern die Musiker der Band Los SKAlameros die Bühne. „Jetzt folgt das Vergnügen", lacht Lilian, für die der Tag informativer ausfiel als gedacht. Eigentlich wollte sich die 17-Jährige nur über das Architekturstudium informieren, jetzt gibt es plötzlich Alternativen: „Die Umweltschutztechnik und die Geodäsie haben es mir heute angetan", erzählt sie. Vor Überraschungen ist man am Tag der Wissenschaft eben nicht gefeit – auch nicht 2008*)!

Julia Alber

*) Der Tag der Wissenschaft 2008 unter dem Motto „Umwelt, Naturwissenschaft, Innovationen“ findet am 21. Juni von 13.00 bis 19.00 Uhr statt.

 

 

 
 
last change:20.12.2007/ yj
Pressestelle der Universität Stuttgart