Smarte Ideen zum Nachmachen

Forschung Erleben

Vorreiter-Konzepte für intelligente Stadtquartiere kennen keine Landesgrenzen
[Foto: Triangulum]

Wie lassen sich Großstädte für die Zukunft smart und lebenswert machen? Die Partner des EU-Projekts „Triangulum“ suchen seit 2015 nach Wegen, Städte nicht nur intelligenter zu machen, sondern das entstehende Wissen europaweit auch auf andere Städte und Gemeinden zu übertragen. Wichtige Schritte sind bereits geschafft.

Für den englischen Begriff „smart“ gibt es viele deutsche Übersetzungen, „intelligent“ etwa, oder „klug“. Aber keine scheint wirklich den Kern zu treffen, denn längst hat das Wort im deutschen Sprachgebrauch eine Dimension bekommen, die über eine so enge Bedeutung wie „intelligent“ hinausreicht. Smart, das impliziert heute schlaue Lösungen, integrierte Systeme, aber auch Nachhaltigkeit und Erfindungsreichtum. Kein Wunder, dass Smart Cities heute ein wichtiges Forschungsfeld sind, denn die Städte der Gegenwart haben meist noch einen langen Weg vor sich, um smart zu werden.

"Lighthouse City" Eindhoven (Niederlande): Ein Vorreiter-Konzept für intelligente Stadtquartiere.

Im von der EU geförderten Projekt „Triangulum“ entstehen derzeit Vorreiter-Konzepte für intelligente Stadtquartiere. Und zwar nicht nur in der Theorie, sondern mit der klaren Zielsetzung, diese erarbeiteten anwendbaren und übertragbaren Lö- sungen in die Praxis umzusetzen. Zunächst in den drei „Lighthouse Cities“ Manchester in England, im niederländischen Eindhoven und norwegischen Stavanger. Anschließend in den „Follower Cities“ Sabadell in Spanien, der tschechischen Hauptstadt Prag und in Leipzig.

Zu den Kernzielen des noch bis 2020 laufenden Projekts gehören dabei innovative, energiesparende Technologien, die auch die Kohlendioxid-Emissionen drastisch senken. Hinzu kommen smarte Formen der Mobilität und eine moderne Daten-Infrastruktur, aber auch die Einbindung der Bürger in alle Kreativ- und Entscheidungsprozesse. Die Universität Stuttgart ist mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) als Projektpartner an „Triangulum“ beteiligt. Projektkoordinator ist das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart, unterstützt durch das ebenfalls in Stuttgart ansässige Steinbeis-Europa-Zentrum. Das Herzstück des Smart-City-Vorhabens bildet ein übertragbares Smart City Framework und eine Informations- und Kommunikationstechnik-Architektur, die dafür sorgt, dass die einzelnen Technologien in der jeweiligen Stadt miteinander vernetzt und aufeinander abgestimmt werden.

Unabhängig vom Technologiewissen über smarte Städte ist es sehr wichtig, vor Ort Wissen über Prozesse und organisatorische Strukturen zu schaffen.

Sonja Stöffler, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, Universität Stuttgart
Nachhaltige Energieversorgung in Stavanger, Norwegen.
Nachhaltige Energieversorgung in Stavanger, Norwegen.

Bürger konsequent einbezogen

In Leipzig stehen vor allem Quartiere im Westen der Stadt im Mittelpunkt. Das Ziel: einst industriell geprägte Viertel zu modernisieren. Um sich dem abstrakten Thema „Smart City“ zu nähern, wurde in der sächsischen Großstadt im Rahmen von Triangulum eine umfangreiche Bürgerbeteiligung angestoßen. Die thematischen Schwerpunkte lagen dabei unter anderem auf nachhaltiger Mobilität, intelligentem Wohnen und aktiver Stadtgesellschaft. Parallel dazu diskutierten Vertreter der höheren Verwaltungs- und Stadtratsebene in Zukunftsforen über diese Themen, bevor es dann in „Zukunftslaboren“ um konkrete Lösungsansätze ging. Alle diese Ergebnisse sind schließlich in ein Smart-City-Strategiepapier für den Leipziger Westen eingeflossen, das im Januar 2018 der EU übergeben wurde.

In die Visionen für das einst von einer Baumwollspinnerei geprägte Quartier flossen wertvolle Erfahrungen aus dem niederländischen Projekt „Strijp-S“ ein. Hier hatte unter dem Dach von „Triangulum“ in Eindhoven die Umwandlung eines früheren Industriegeländes der Firma Philips im Mittelpunkt gestanden.

Lösungen vervielfältigt

Eine Aufgabe des IAT war unter anderem, zu erarbeiten, wie sich die Lösungen der „Lighthouse Cities“ in den „Follower Cities“ replizieren lassen. Wie IAT-Mitarbeiterin Sonja Stöffler berichtet, hatten die Beteiligten dafür 2017 die „Follower City Training Mission“ aufgelegt, mit speziell auf den Wissensbedarf der „Follower Cities“ zugeschnittenen Workshops. Im nächsten Schritt müssen Städte wie Leipzig jetzt Wege finden, um geeignete Lösungsansätze zu finanzieren und umzusetzen.

„Unabhängig vom Technologiewissen über smarte Städte ist es sehr wichtig, vor Ort Wissen über Prozesse und organisatorische Strukturen zu schaffen“, benennt Sonja Stöffler eine der wichtigsten Erkenntnisse aus „Triangulum“. Um smarte Lösungen zu implementieren, sei die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sehr wichtig. Im weiteren Verlauf des Projekts werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Stuttgart die beteiligten Städte daher auch intensiv bei der Umsetzung der entwickelten Ideen begleiten.

Jens Eber

Kontakt

 

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