Stimmungsindex für nachhaltige Kapitalanlagen im Aufwärtstrend

June 24, 2015, Nr. 50

Aktuelle Umfrage zu institutionellen Investoren

Immer mehr deutsche Großanleger wie Versicherungen, Pensionskassen, Unternehmen oder Stiftungen legen ihr Geld nach ökologischen, sozialen oder Kriterien der guten Unternehmensführung (Corporate Governance) an. Darauf weist der neuerliche Anstieg des Stimmungsindex nachhaltige Kapitalanlagen hin. So berücksichtigen gegenwärtig 58 Prozent der Großanleger nachhaltige Kriterien bei ihrer Kapitalanlage. Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei 56 Prozent, im Jahr 2013 bei 48 Prozent. Insgesamt haben 2015 nachhaltige Investoren 42 Prozent ihres Vermögens entsprechend angelegt. Und wer einmal diesen Schritte getan hat bleibt dabei: Für 80 Prozent ist ein Ausstieg aus der nachhaltigen Kapitalanlage undenkbar. Allerdings hält sich die Front der Ablehner beharrlich und geht nur langsam zurück. Zu diesen Ergebnissen gelangt der aktuelle Stimmungsindex von Prof. Henry Schäfer am Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Stuttgart.

Der positive Trend am Markt für nachhaltige Kapitalanlagen spiegelt sich im Stimmungsindex für nachhaltige Kapitalanlagen wider. Dieser von Prof. Schäfer auf der Grundlage von Befragungen institutioneller Investoren berechnete Indikator misst die Einstellung deutscher Großanleger zum Thema Nachhaltigkeit auf einer Skala von  -100 bis +100. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Index um 2,2 Punkte auf einen Wert von +15,6. Noch vor drei Jahren wies der Stimmungsindex einen Wert von +4,2 Punkten auf.

Der Aufwärtstrend dürfte sich fortsetzen. Denn 56 Prozent der nachhaltig investierenden Großanleger sind mit ihrem Ansatz zufrieden. Bei der Rendite sehen die meisten von ihnen keinen Unterschied im Vergleich zu konventionellen Investments, 18 Prozent schätzen das Renditepotenzial sogar deutlich höher ein. Neben der Rendite spielt das Risiko eine wichtige Rolle. Ein wichtiges Motiv für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien spielt nämlich auch das Risikomanagement. Mehr als die Hälfte der Investoren (53 Prozent) nutzt entsprechende Ansätze auch für die Optimierung ihres Risikomanagements.

Der hohe Stellenwert der nachhaltigen Kapitalanlage für die Investoren kommt auch darin zum Ausdruck, dass 93 Prozent darin die mit Abstand wirkungsvollste Maßnahme sehen, um als Unternehmen bzw. Organisation einen Beitrag  zum Thema Nachhaltigkeit zu leisten. An zweiter Stelle wird Corporate Governance, d.h. gute Unternehmensführung (81 Prozent) genannt, gefolgt von sozialem Engagement (74 Prozent) und Maßnahmen zum Umweltschutz (67 Prozent).

Obwohl die Zahl der  Anleger, die keine nachhaltigen Kriterien berücksichtigen, im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen ist, macht ihr Anteil noch 42 Prozent aus. Die Zurückhaltung wird dabei vor allem mit fehlenden Vorgaben in den Anlagerichtlinien (57 Prozent), mangelnder Nachfrage seitens der Gremien (47 Prozent) und durch eine geringe Kundennachfrage (39 Prozent) begründet. Als Hemmnisse werden darüber hinaus ein befürchteter  hoher Verwaltungsaufwand, niedrigere Renditeerwartungen sowie eine mögliche Einschränkung des Risikomanagements genannt.

„Wissenschaft und Praxis können viele dieser Vorbehalte entkräften“, zog Prof. Schäfer mit Blick auf die Zufriedenheit der nachhaltig anlegenden institutionellen Anleger Bilanz: „Schon wegen steigender Anforderungen durch die EU-Regulierung sollten Skeptiker ihre Position überdenken.“

Weitere Informationen:

Dr. Hans-Herwig Geyer, Leiter Hochschulkommunikation und Pressesprecher, Universität Stuttgart, Tel.: 0711/685-82555, E-Mail: hans-herwig.geyer[at]hkom.uni-stuttgart.de

Prof. Dr. Henry Schäfer, Universität Stuttgart, Betriebswirtschaftliches Institut, Abt. III (Allgemeine BWL und Finanzwirtschaft), Tel.: 0711 685 86000, E-Mail: h.schaefer[at]bwi.uni-stuttgart.de

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