Risiken der Trinkwasserversorgung

August 30, 2011, Nr. 89

Spitzenforschung für das Menschenrecht auf sauberes Wasser

Erst 2010 deklarierten die Vereinten Nationen sauberes und sicheres Trinkwasser als neues Menschenrecht. Dies sei notwendig, um „den umfassenden Genuss des Lebens und aller anderen Menschenrechte“ zu garantieren. Vor diesem Hintergrund starten am Exzellenzcluster SimTech der Universität Stuttgart zwei neue Forschungsprojekte zum Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung. Die Forscher wollen Risikolücken in Versorgungssystemen von der potentiellen Gefahrenquelle im Wassereinzugsgebiet bis hin zum Wasserhahn in der Wohnung aufdecken, und das Gesundheitsrisiko für den Bürger durch optimierte Maßnahmen niedrig halten. Den Kern der Projekte bildet ein ganzheitlicher computerbasierter Modellansatz zur Risikoanalyse und Optimierung.

Jeder Bundesbürger verbraucht rund 122 Liter Leitungswasser pro Tag. 80 Prozent davon werden aus Grundwasser gewonnen. Mit zunehmender Industrialisierung, zunehmenden Verkehr und immer mehr neuen Pestiziden, Medikamentenrückständen sowie Alltagschemikalien stellt sich die Frage nach der Sauberkeit und Sicherheit der Trinkwasserversorgung auch in Deutschland.

Mit diesem gesellschaftsrelevanten Themenbereich beschäftigt sich eine Forschergruppe des Exzellenzclusters SimTech der Uni Stuttgart. Maßnahmen gegen Risiken in der Trinkwasserversorgung auf hohem Sicherheitsniveau können teuer sein. „Ob man dabei besser in alternative und teurere Wasserbezugsquellen oder größere Wasserschutzgebiete, in bessere Überwachungssysteme, genauere Vorhersagemodelle oder in eine intensivere und vorsorgliche Wasseraufbereitung investiert, ist eine kritische und zentrale Frage für jedes Versorgungsunter¬nehmen“, so Rainer Enzenhöfer vom Projektteam. Systeme zur Entscheidungs¬unterstützung in genau diesen Fragen wollen die Stuttgarter Wissenschaftler entwickeln. „Die Stärke dieses Projektes liegt in der direkten Kombination innovativer, robuster, ressourcenoptimierender Forschung und angewandter Praxis”, so Junior-Prof. Wolfgang Nowak, Leiter des Projektes „Ein probabilistisches Risikomanagementsystem als Sicherheitskonzept für Trinkwasser“, das durch die Landesstiftung Baden-Württemberg gefördert wird.

Zeitgleich hat die Landeswasserversorgung zusammen mit einigen Kooperations¬partnern das Forschungsprojekt „Risikomanagement für Wasserschutzgebiete” angestoßen. Finanziert wird es vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW). Die Forschergruppe „Stochastische Modellierung von Hydrosystemen” um Nowak begleitet das Projekt wissenschaftlich. Ziel des Forschungsprojekts ist die Bestimmung des Gesamtrisikos durch eventuelle Wasserverschmutzungen in fünf exemplarischen Wasserschutzgebieten.

Mit diesen beiden Initiativen verstärkt die Universität Stuttgart neben zahlreichen bereits laufenden Projekten am Wasserforschungszentrum (wfz), dem wasserbezogenen Masterstudiengang WAREM, dem Institut für Wasserbau sowie dem Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft, ihre Kompetenz im Bereich Wasser und Simulationstechnologie für eine sichere und saubere Zukunft.

Kontakt:
Junior-Prof. Wolfgang Nowak, Institut für Wasserbau, Tel. 685-60113,
e-mail: wolfgang.nowak@iws.uni-stuttgart.de
 

BU: Eine Forschergruppe der Universität Stuttgart beschäftigt sich mit der Bestimmung des Risikos von Wasserverschmutzungen in Wasserschutzgebieten. (© kavita / www.fotosearch.de Stock Fotografie)
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