Bärtierchenforschung im Wandel der Zeit

May 13, 2011, Nr. 37

Sonderband mit Tagungsbeiträgen erschienen

Bärtierchen (Tarchigraden) sind in der Lage, schlechte Umweltbedingungen getrocknet oder gefroren unbeschadet zu überdauern. Die erstaunlichen Eigenschaften dieser Winzlinge standen im Mittelpunkt des 11. Weltsymposiums der Bärtierchenforscher, zu dem sich im Sommer 2009 an der Universität Tübingen über 70 Teilnehmer aus 15 Ländern trafen. Initiiert hat das weltweite Treffen der Zoologe Dr. Ralph O. Schill vom Biologischen Institut der Universität Stuttgart. Zu den Tagungsbeiträgen ist jetzt ein Sonderband erschienen, in dem 58 Autoren 20 wissenschaftliche Beiträge aus allen Bereichen der Bärtierchenforschung präsentieren.*)

Der Band zeigt eindrucksvoll die fast revolutionären Veränderungen in der Bärtierchenforschung in den letzten Jahrzehnten, vor allem unter dem Einfluss der molekularenTechniken. Seit der ersten Beschreibung eines Bärtierchen im Jahr 1773 durch den deutschen Pastor Johann August Ephraim Goeze in Quedlinburg wächst die Zahl der Wissenschaftler, die sich für Bärtierchen interessieren, ständig. Während zu Beginn die Bärtierchengemeinde ausschließlich aus taxonomisch arbeitenden Zoologen bestand, die neue Arten beschrieben und deren Lebensgewohnheiten untersucht haben, stehen heute vor allem interdisziplinäre Forschungsansätze im Vordergrund, bei denen mit Genen und Proteinen gearbeitet wird. Deshalb beinhaltet der Sonderband auch einige Publikationen von Biochemikern, Molekularbiologen und Bioinformatikern. Wichtige Impulse, Bärtierchen als neuen Modelorganismus zu verwenden, gab das an der Uni Stuttgart beheimatete Projekt „Funktionelle Analyse dynamischer Prozesse in cryptobiotischen Tardigraden“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.
*) Water Bears Today, Proceedings of the 11th Symposium of Tardigrada, Tübingen 3–6 August 2009“, Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research. Volume 49 (Suppl. 1),
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jzs.2011.49.issue-s1/issuetoc

Weitere Informationen bei Dr. Ralph O. Schill, Universität Stuttgart, Biologisches Institut/Abt. Zoologie, Tel. 0172/7304726, e-mail: ralph.schill@bio.uni-stuttgart.de


 

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