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Stuttgarter unikurier Nr. 91 April 2003
Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2002:
Schmelztiegel der Disziplinen

Unter dem Motto „Luft- und Raumfahrt - Schmelztiegel der Disziplinen" stand der Deutsche Luft- und Raumfahrtkongress Ende September 2002 an der Universität Stuttgart. Die Tagung mit rund 500 Teilnehmern wurde von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt Lilienthal-Oberth (DGLR) und dem Uni- Institut für Aerodynamik und Gasdynamik (IAG) gemeinsam organisiert. „Visionen, gute Nachwuchsförderung und eine Innovationskultur" forderte DGLR-Vorsitzender Dr.-Ing. Joachim Szodruch bei der Eröffnung. IAG-Chef Siegfried Wagner hob den interdisziplinären Charakter der Vorträge hervor.
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Stuttgart bietet als einzige öffentliche Universität einen eigenständigen Studiengang für Luft- und Raumfahrttechnik ab dem ersten Semester an. Der Bereich Luftfahrttechnik wurde 1911 an der damaligen Technischen Hochschule begründet. Der Prorektor für Forschung und Technologie der Universität, Prof. Karl-Heinz Wehking, hob bei der Eröffnung die enge Zusammenarbeit der Institute der Luft- und Raumfahrt mit der Industrie hervor. Für die Studierenden bedeute dies ein hohes Maß an Praxis. Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg sprach sich für einen Ausbau der Verbundforschung zwischen Unternehmen und Universitäten aus. 

Erschwinglicher, sicherer, leiser...
Prof. Sigmar Wittig, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, forderte in seinem Festvortrag von der Politik eine europäische Abstimmung unter angemessener Wahrung der nationalen Interessen. Wettbewerbsverzerrung durch unterschiedliche Fördergelder in den verschiedenen Ländern könne man so nicht hinnehmen. Es gelte nicht mehr „schneller, höher, weiter, sondern heutige Fragestellungen wären: Wie bekommen wir die Systeme erschwinglicher, sicherer, leiser und sauberer", erklärte Wittig. 

Preise für Stuttgarter Absolventen
Bei der Eröffnungsfeier wurden insgesamt 16 DGLR-Preise zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verliehen. Drei davon gingen an Absolventen der Uni Stuttgart. Rolf Alber vom Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrtkonstruktionen entwickelte in seiner Diplomarbeit eine Programmiersprache. Mit ihr können Konstruktionen für Satelliten und Raumstationen entworfen werden. Dieter Sartorius vom IAG beschäftigte sich mit laminaren und turbulenten Strömungen an den Profilhinterkanten von Tragflügeln. Beide bekamen für ihre Diplomarbeiten einen mit 1.500 € dotierten Preis. Dr.-Ing. Frank Zimmermann erhielt den mit 2.500 € dotierten Reinhard-Furrer-Preis für seine Dissertation über die „Optimierung der seilgestützten Rückkehrmission einer gelenkten Wiedereintrittskapsel".

Vom Großraumflugzeug bis zur Wiedereintrittstechnologie
Während der viertägigen Veranstaltung stellten Fachleute aus Wissenschaft und Praxis in über 250 Fach- und Plenarvorträgen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie technische Entwicklungen und Produkte vor. Neben Beiträgen aus den klassischen Disziplinen der Luft- und Raumfahrt wie Aerodynamik und Strukturmechanik wurden zahlreiche Arbeiten zu interdisziplinären Fragestellungen präsentiert. Dabei wurden die Anstrengungen verdeutlicht, durch Harmonisierung und Integration der Entwurfsverfahren aus den Einzeldisziplinen bereits im frühen Entwicklungsprozess eines Luft- oder Raumfahrtgeräts gegenseitige Abhängigkeiten zu erfassen, um das Gesamtsystem zu optimieren. Traditionell breiten Raum nahmen Präsentationen aus dem Bereich der Luftfahrtantriebe ein. Darüber hinaus wurden aktuelle Fragestellungen der Entwicklung des Großraumflugzeugs Airbus A 380 diskutiert und laufende Arbeiten aus dem Bereich unbemannter, autonomer Fluggeräte vorgestellt. 

Die Vorträge zur Raumfahrt konzentrierten sich auf die Weiterentwicklung des europäischen Trägersystems ARIANE 5 sowie auf nationale Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu Technologien für zukünftige Raumfahrzeuge (TETRA und ASTRA-Programm). Hier wurde insbesondere der Universitäte Beitrag zur Erforschung der Wiedereintrittstechnologie im Rahmen des europäisch-amerikanischen X-38 Programms dokumentiert. Ein weiterer Schwerpunkt betraf die geplante Bereitstellung des Satellitennavigationssystems GALILEO sowie der satellitengestützten Erdfernerkundung und Umweltforschung. Darüber hinaus wurden geplante Missionen zur Erforschung des Sonnensystems vorgestellt.

Vom Flug in der Natur
Der Kongress war keine reine Fachtagung. Der öffentliche Vortrag von Prof. Werner Nachtigall zog ein breiteres Publikum an. Mit seinem Referat „Vom Flug in der Natur" wusste er die zahlreichen Zuhörer durch seine anschauliche und amüsante Darstellung der Mechanismen und der Aerodynamik des Vogel- und Insektenfluges zu begeistern.

Einblick in Studium und Forschung
Ergänzt wurde der Kongress durch die 12. DGLR Nachwuchstagung, bei der Schüler, Auszubildende und Studierende Gelegenheit hatten, ihre Arbeiten einem breiteren Fachpublikum aus Forschung und Industrie zur Diskussion zu stellen. Eine Besichtigung der luft- und raumfahrttechnischen Institute ermöglichte den Teilnehmern der Nachwuchstagung Einblick in den Studiengang sowie die Forschungsarbeiten. Das große Interesse an dieser Veranstaltung belegte die Attraktivität des Studienstandortes Stuttgart.  /Vennemann, Wagner, Lutz

KONTAKT
Prof. Siegfried Wagner, Dr. Thorsten Lutz, 
Institut für Aerodynamik und Gasdynamik, Pfaffenwaldring 21, 70569 Stuttgart, 
Tel. 0711/685-3580, -685-3406, 
Fax 0711/685-3438, 
e-mail: wagner@iag.uni-stuttgart.de, lutz@iag.uni-stuttgart.de 
Homepage: www.dglr.de


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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