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Stuttgarter unikurier Nr.80/November 1998
40 Jahre Universitätsbauamt:
Künftige Aufgaben und neue Schwerpunkte
 

40 Jahre nach dem ersten Richtfest am 30. Mai 1958 für die Versuchshallen der Forschungs- und Materialprüfungsanstalt ist der Gründungsauftrag des Universitäts-bauamts weitgehend erfüllt: Acht von vierzehn Fakultäten sind schon ganz oder fast vollständig in Vaihingen untergebracht. Als Umzugskandidaten bleiben noch Institute der Fakultät 6 (Konstruktions- und Fertigungstechnik) in der Seiden- und Holzgartenstraße, die Verfahrenstechnik in der Böblinger Straße und die Informatik in der Breitwiesenstraße. An die Stelle des Neubaus treten heute Aufgaben wie Instandhaltung der Gebäude und technischen Anlagen, Anpassungsmaßnahmen und Umbauten für neue Forschungsgebiete, Ressourcenbewirtschaftung zur Optimierung des Flächenmanagements oder zur Verbesserung der Infrastruktur.

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Noch in diesem Jahr startet der Bau für drei Institute der Fakultät Konstruktions- und Fertigungstechnik. Die Institute für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb, für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement und für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile (IFKB) sind zwar bereits in Vaihingen, jedoch nur in provisorischen Unterkünften.
Neuerdings werden auch wieder Anstrengungen unternommen, die Informatik auf den Campus umzusiedeln. Ziel soll sein, einen Neubau spätestens im Jahre 2004 einzuweihen: zur 175-Jahr-Feier der Universität.
Auch die Bibliotheksfrage kann wieder auf die Tagesordnung kommen: Der Umzug nach Vaihingen setzte gerade ein, als die neue Bibliothek in der Stadtmitte im Bau war. Im Pfaffenwald besitzt die Bibliothek bisher kein eigenes Gebäude. Sie hat im NWZ I Quartier bezogen, wo man versucht, den Platzbedarf durch Einverleibung immer neuer Räume zu decken - ein recht und schlecht funktionierendes Provisorium, das auf Dauer so nicht bleiben kann. Hinzu kommt das Thema „neue Medien und Telekommunikation“.

Wandel und Anpassung
Mag auch die räumliche Ausdehnung der Universität an einen Endpunkt kommen, weil die Mittel zum Betrieb begrenzt sind - Wissenschaft hört nicht auf zu wachsen. Forscher werden sich immer neuen Aufgaben zuwenden, mit neuen Methoden arbeiten und mit neuen Techniken experimentieren. Selten geht das ohne Eingriffe in bauliche Gegebenheiten ab. Dafür sind die Gebäude aber konzipiert: die Baustruktur ist auf Wandel und Anpassung ausgelegt.
40 Jahre nach Bezug der ersten Institute richtet sich schon die zweite Generation von Hochschullehrern darin ein. Bei Neuberufungen geht es um mehr als das Auswechseln von Türschildern. Wären der Stellenvermehrung nicht auch Grenzen gesetzt, müßte überall noch angebaut und aufgestockt werden.
Aber Flächenvermehrung - jahrzehntelang Erfolgsnachweis in Politik und Wirtschaft - findet so nicht mehr statt. Effizienz erweist sich jetzt im wirtschaftlichen Umgang mit vorhandenen Ressourcen. An die Stelle von „Erbhofhaltung“ wird Flächenbewirtschaftung treten. In erster Linie eine Aufgabe der Universität, aber wohl nicht ohne Folgen für das Bauamt. Ein weiteres Mal wird sich die variable Baustruktur bewähren können.

Neuer Schwerpunkt: Bauunterhaltung
In den 40 Jahren seit Errichtung der ersten Bauten sind für Reparaturen und Instandsetzungen bereits rund 500 Mio DM ausgegeben worden. In Vaihingen verfügt die Universität inzwischen über mehr als 50 Gebäude - vom NWZ bis zum Bienenhaus - mit einer Hauptnutzfläche von circa 200.000 m2 . Mit wachsendem Baubestand und zunehmendem Alter beanspruchen die Aufwendungen für den Erhalt und für Wertverbesserungen stetig steigende Haushaltsmittel. Technische Anlagen sind spätestens nach 20 bis 25 Jahren veraltet, Baukonstruktionen je nach Verarbeitung und Beanspruchung früher oder später. Beton - als Baustoff für die Ewigkeit gepriesen - muß überall aufwendig saniert werden, um ihn vor ruinöser Korrosion zu retten.

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Baustart mit einem „Baggerbiß“ war am 12. Oktober. Wenn alles nach Plan läuft,
sollen die Institute für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile (oben) und für
Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb/Arbeitswissenschaft und
Technologiemanagement (Modellfoto darunter) die Neubauten am Allmandring
Ende 2000 beziehen können. An den rund 40 Millionen Mark Baukosten beteiligt
sich das Land im Rahmen der Zukunftsoffensive „Junge Generation“ und der Bund
nach dem Hochschulbauförderungsgesetz.          (Fotos: Unibauamt)

Technischer Fortschritt hat auch im Bauwesen vieles verändert; nur bei der Lebensdauer der Gebäude und Anlagen waren im Sinne größerer Nachhaltigkeit bisher kaum Fortschritte zu verzeichnen. Im Gegenteil - die Intervalle der Erneuerungszyklen werden immer kürzer: sei es zur Beseitigung nachträglich erkannter Gefahren - Thema Schadstoffe -, sei es zur Nutzung wirtschaftlicher Vorteile; Meß-, Steuer-, Regeltechnik und das Kommunikationswesen fangen erst an, den Gebäudebetrieb zu verändern.
Der erste Fall einer Gesamtsanierung bei der Chemie ist vor kurzem abgeschlossen worden, auf den nächsten bereitet man sich gerade vor, die Kollegiengebäude am Stadtgarten. Anders als beim NWZ kann hier nicht bei laufendem Hochschulbetrieb saniert werden. Die Räumung des Gebäudes bringt auch für die Universität nicht geringe Probleme mit sich. Hier zeigt sich, daß die Aspekte der Sanierbarkeit - insbesondere von Hochhäusern - bei der Gebäudeplanung nicht vorausschauend berücksichtigt worden sind - oder einst geltenden Sparzwängen zum Opfer fielen - mit teuren Folgen!

Nachholbedarf: Freiraumgestaltung
In den Jahren der Gründerzeit ging es in erster Linie um Neubau und die notwendige Infrastruktur. Wo nicht gebaut wurde, blieb das Gelände als Brachland in Bau-Erwartung liegen. Nur im Zentrum entstand ein gestalteter Außenbereich: die Lernstraße.

Sie sollte nicht nur „Renn“-Strecke sein zwischen S-Bahn und Hörsaal, sondern Verweilort: angefangen bei den Schaalschen Lauben im Osten - vorbei an der Cafeteria des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums (IWZ) und der pergolagedeckten Brunnenanlage bei den farbigen Elektrotechnik-Hörsälen - über den Dachgarten auf dem Flachbau-West bis hin zur Mensa und ihren Freiterrassen.

See in Sicht
Inzwischen haben auch andere Bereiche ihren Endausbau erreicht, so daß die Außenanlagen folgen können. Zur Zeit wird das Gelände zwischen Gästehaus und Pfaffenhof neu gestaltet. Dort war von Anfang an ein See geplant, gespeist vom Pfaffenbach. Dem ist das Wasser zwar längst abgegraben, dafür wird jetzt der Niederschlag von Dächern aufgestaut. In einem nächsten Schritt wird zwischen Merosteg und Mensa der Pfaffenwaldring umgebaut. Dabei werden endlich die seit Inbetriebnahme der S-Bahnstrecke stillgelegten Haltebuchten des Unibusses aufgehoben. Künftig endet die Lernstraße nicht mehr am Straßenrand, sondern erweitert sich zu einem Platz, der übergeht in die Terrasse am Seeufer.

Entwicklungszone im Südgebiet
Eine weitere Entwicklungszone ist das „Südgebiet“, der Campusteil, den der Allmandring einschließt. In seiner Mitte liegt ein Gelände, dessen Ränder nach und nach bebaut wurden, zuletzt im Osten mit dem Verfügungsgebäude und der Wohnanlage Straußäkker 3. Wenn mit dem Neubau für das IFKB der Ring fast geschlossen wird, ist die Zeit gekommen, das Brachland neu zu formen und wieder eine „Allmende“ entstehen zu lassen. Ob die Bereiche im Sinne ihrer Planer angenommen werden, bleibt abzuwarten. Auch die Wandelpfade im Pfaffenwald lassen selbst zur Mittagszeit nicht vermuten, daß in 100-Meter-Entfernung mehr als 10 000 Menschen arbeiten und auch mal Pause machen.
Trotzdem gibt es keinen Zweifel, daß die Pläne für das Zentrum und im Südgebiet wichtig sind, genauso wie die Maßnahmen, womit den Straßenräumen ein neues Profil gegeben wird durch Verringerung der Fahrbahnbreite und Baumpflanzungen. Mit dem Verschwinden unwirtlicher Räume - auch solcher im Umfeld des NWZ - soll nach und nach dem Eindruck einer Bauweise entgegengewirkt werden, die nicht nur heitere Empfindungen auslöst.

Versorgungslücke: private Dienstleistungen
Zur Deckung des täglichen Bedarfs an Gütern und Dienstleistungen gibt es auf dem Campus kaum mehr als eine Handvoll Einrichtungen - zu wenig für 3.000 bis 4.000 Bewohner, die nicht nur Brot und Buch und Bank zum Leben brauchen, aber anscheinend auch nur so viel, wie die abschätzbare Kaufkraft hergibt. Die Filiale eines Bürowarenhändlers hat nach kurzem Gastspiel ihr Feld gerade wieder geräumt. An der Misere kann nicht der Mangel an Ladenflächen allein schuld sein. Bei zehn Minuten S-Bahn-Fahrtentfernung zur City hat das Gewerbe im Pfaffenwald kaum Chancen für einträgliche Geschäfte - trotz 20.000 potentieller Kunden.
Nicht anders ist es um das Angebot von Gastronomie und Unterhaltung bestellt. Mensa, Cafeterien und Kantinen liefern Kost zur Mittagszeit. Was danach und später von drei kleinen Gaststätten und einer Disco geboten wird, macht nicht in einer Weise von sich reden, wie man sich Kneipenszenen und Nachtleben einer Universitätsstadt vorstellt.
Vorsorge auf diesem Sektor ist allgemein nicht Aufgabe des Staates. Trotzdem hat es mit öffentlichen Mitteln einen Ansatz beispielloser Unternehmenslust gegeben: die Mensa wurde zum Ausgleich der kargen Raumausstattung der Wohnheime als großzügiges Clubhaus eingerichtet mit Öffnungszeiten rund um die Uhr. Von einem reichen Unterhaltungsangebot mit Kegelbahn, Billardsaal, Fernseh-Bar und Pub sind einzig Cafe und Restaurant geblieben...
Aber was vor Jahren scheiterte, weil sich ein BAT-geregelter Betrieb und studentische Freiheit nicht vertrugen, muß nicht für immer aufgegeben sein. Wo Bedarf ist, findet sich auch jemand, der ihn deckt - wenn er auf seine Kosten kommt. In Zeiten der Marktwirtschaft darf man Hilfe nur nicht von Samaritern erwarten.

K. Schmiedek

KONTAKT
Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim, Pfaffenwaldring 32, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-3934, 3935, Fax 0711/685-3900; e-mail: Gisela.Pilgrim@uba.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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