Unikurier Inhaltsverzeichnis Suchen Uni Home
Schülerinnen informieren sich über ingenieurwissenschaftliche Studiengänge > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
Zehn Jahre „Probiert die Uni aus!“
 

Seit zehn Jahren bietet die Uni mit dem Projekt „Probiert die Uni aus! Naturwissenschaften und Technik für Schülerinnen der Oberstufe“ Schülerinnen die Möglichkeit, sich aus erster Hand über Voraussetzungen, Anforderungen und Berufsperspektiven natur- und ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge zu informieren und zu testen, ob ihnen ein solches Studium liegt. Rund 1.700 Schülerinnen haben seitdem an dem Projekt teilgenommen und sich dabei meist für mehr als ein Studienfach interessiert, so dass insgesamt über 4.500 Workshop-Plätze zur Verfügung gestellt wurden. In diesem Jahr fanden von Januar bis März jeweils Freitag nachmittags Workshops zu 15 verschiedenen Studiengängen statt.

Mädchen  

Beim Workshop für den Studiengang Maschinen-wesen sammelten die Mädchen erste Erfahrungen mit CAD-Programmen.                           (Foto: Regenscheit)

Wie spannend Mathematik sein kann, erlebten 41 Schülerinnen beim Workshop zu diesem Studiengang. Dr. Peter Lesky vom Institut für Analysis, Dynamik und Modellierung zeigte, wie man Geheimtexte am Computer entschlüsseln kann. Zuvor erfuhren die Mädchen in einer Gesprächsrunde alles rund ums Mathe-Studium an der Uni Stuttgart, konnten dem Praxisbericht einer Mathematikerin lauschen, die bei einer Versicherung beschäftigt ist, und hatten Gelegenheit, Prof. Eva Maria Feichtner vom Institut für Geometrie und Topologie kennenzulernen und mit Fragen zu ihrem Wissenschaftlerinnen-Leben zu löchern. Auch die anderen Studiengänge von Bauingenieurwesen über Chemie, Elektro- und Informationstechnik, Geodäsie und Geoinformatik, Luft- und Raumfahrttechnik bis zu Werkstoffwissenschaft boten den Schülerinnen in den Workshops praktische Übungen und reichlich Gelegenheit, Fragen zu stellen. „Besonders gut und wichtig sind die Gespräche mit den Doktorandinnen und Wissenschaftlerinnen darüber, wie ein Studium abläuft“, waren sich denn auch die Schülerinnen, die aus der ganzen Region an die Universität Stuttgart gekommen sind, einig.

Man trifft Gleichgesinnte

Stephanie Finke aus Weil der Stadt interessierte sich für den Studiengang Maschinenwesen und wurde durch den Workshop bestärkt, diesen Weg einzuschlagen; ihr hat insbesondere der praktische Teil viel Spaß gemacht. Katharina Schneider aus Triberg im Schwarzwald hat am gleichen Workshop teilgenommen. Sie findet es gut, dass dieses Projekt nur für Mädchen angeboten wird: „Ohne Jungs ist es familiärer, man ist unter Gleichgesinnten und findet leicht Anschluss“. Gerade im Fach Maschinenwesen beginnen noch immer viel weniger Frauen als Männer ein Studium.

  Beate Langer vom Gleichstellungsreferat und verantwortlich für das Projekt „Probiert die Uni aus!“ betont deshalb: „Es ist enorm wichtig, die jungen Frauen in ihren Interessen für ‚frauenuntypische’ Berufsfelder zu bestärken, zumal in der Schule oder im privaten Umfeld leider immer noch recht oft die entsprechende Unterstützung fehlt oder gar demotiviert wird, wie unsere regelmäßigen Befragungen der Teilnehmerinnen zeigen.“ Um nicht nur die Studentinnenzahlen zu erhöhen, sondern auch die Frauen bei ihrem weiteren Berufsweg in eine anspruchsvolle Berufstätigkeit zu unterstützen, gibt es an der Uni weitere Projekte wie das Careerbuilding-Programm des Femtec.Network und das Mentoring-Programm für Frauen in Wissenschaft und Forschung. Außerdem arbeitet das Gleichstellungsreferat daran, die Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Studium oder wissenschaftlicher Tätigkeit mit Familienpflichten zu verbessern - etwa durch Kinderferienbetreuung oder durch Kindernotfallbetreuung.

„Ich fand die Möglichkeit damals super“

Nicht wenige der ehemaligen Teilnehmerinnen von „Probiert die Uni aus!“ sind inzwischen nach ihrem Studium als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Uni beschäftigt und selbst bei der Organisation des Projekts „Probiert die Uni aus!“ beteiligt. Wie zum Beispiel die Chemikerin Ute Dawin, die 26-Jährige promoviert am Institut für Physikalische Chemie und hat vor zehn Jahren bei verschiedenen Workshops mitgemacht. Sie hatte damals schon ziemlich konkrete Vorstellungen davon, dass sie einen naturwissenschaftlichen Studiengang wählen wollte und verschaffte sich einen Eindruck von der Atmosphäre an der Universität. „Es wurde sehr offen diskutiert, auch über die Akzeptanz von Frauen“. Susanne Zwick hat 1998 bei „Probiert die Uni aus!“ in die Fächer Verfahrenstechnik und Chemie hineingeschnuppert: „Ich hatte damals noch überhaupt keine Ahnung vom Unibetrieb, in den Gesprächen wurde dann ehrlich gesagt, wie es läuft.“ Der Workshop hat ihr gezeigt, dass ein Studium an der Uni für sie zunächst nicht das Richtige ist, stattdessen hat sie dann Fotoingenieurwesen an der Fachhochschule Köln studiert. Nun promoviert sie am Institut für Technische Optik und nimmt als Mentee am Mentoring-Programm der Uni teil. „Ich fand die Möglichkeit damals super und halte es auch heute noch für wichtig. Sinnvoll wäre es auch, an der Schule noch mehr Einblick in technische Berufe zu geben“, meint die junge Wissenschaftlerin.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit großem Engagement beteiligt

Dies geschieht an der Universität Stuttgart beispielsweise seit 2006 durch die ebenfalls von Gleichstellungsreferat zentral organisierte Beteiligung am bundesweiten „Girls’ Day“. 2007 wurden dafür mehr als 400 Plätze an über 20 Instituten angeboten.1) Anders als beim Projekt „Probiert die Uni aus!“, das sich an Schülerinnen der Oberstufe wendet, werden hierbei Schülerinnen der Unter- und Mittelstufe angesprochen. Dass derartige Angebote vor allem auf lange Sicht wichtig und erfolgreich sind, zeigt die Entwicklung der Studentinnenzahlen in den an „Probiert die Uni aus!“ beteiligten Studiengängen seit Projektbeginn 1997/98: die Frauenanteile sind in diesen Fächern in der Regel kontinuierlich angestiegen und haben in einigen Fällen sogar fast den Gleichstand mit den männlichen Studierenden erreicht. Dies dürfe jedoch nicht dazu verleiten, das Projekt als überflüssig zu betrachten, wie die seit einigen Jahren bundesweit wieder sinkenden Studentinnenzahlen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften zeigen, warnt Beate Lange. Noch ist die Universität Stuttgart von diesem Trend kaum betroffen, was sicherlich auch ein Verdienst von „Probiert die Uni aus!“ und den mit großem Engagement beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist.

ve

1) Mehr dazu finden Sie auf S. 49

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Gleichstellungsreferat der Universität Stuttgart
Beate Langer
Tel. 0711/685-84034
Fax 0711/685-84035
e-mail: gleichstellungsreferat@uni-stuttgart.de
 > > > www.uni-stuttgart.de/probiert
 

 

 
last change: 30.06.07 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart