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Stuttgarter unikurier Nr. 94 Dezember 2004
IVD koordiniert EU-Forschungsprojekt (2):
Auf dem Weg zum emissionsfreien Kohlekraftwerk
 

Einen völlig neuen, nahezu emissionsfreien Kraftwerksprozess für Braunkohle entwickeln Wissen-schaftler des Instituts für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD) der Universität Stuttgart gemeinsam mit dreizehn Partnern aus sieben europäischen Ländern. Das IVD koordiniert das von der Europäischen Kommission mit knapp 1,9 Millionen Euro geförderte Projekt. Auf deutscher Seite sind an dem EU-Projekt noch das Unternehmen IVE Weimer aus Sindelfingen, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung in Stuttgart, das Bergbauunternehmen Vattenfall Europe Mining sowie die Universität Cottbus beteiligt.

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Braunkohle ist ein in Europa in großen Mengen vorhandener, preiswerter Energieträger. Doch anstatt die Kohle einfach zu verbrennen, wird diese bei dem neuen Verfahren mit Wasserdampf unter Zugabe von gebranntem Kalk vergast. Der Kalk absorbiert das dabei entstehende Kohlendioxid und wird in Kalkstein umgewandelt. Je nach Kalkmenge ist das entstehende Produktgas kohlenstoffarm oder gar ganz frei von Kohlenstoff. Bei ausreichender Kalkdosierung wird nur Wasserstoff produziert. Dieser kann in heute schon existierenden Gas- und Dampfturbinen -Kraftwerken nahezu emissionsfrei in Strom umgewandelt werden. Der produzierte Kalkstein wird in einem zweiten Reaktor wieder gebrannt. Danach wird der gebrannte Kalk erneut in den ersten Reaktor zur Aufnahme von Kohlendioxid zurückgeführt. Das beim Kalkbrennen entstehende konzentrierte Kohlendioxid kann in begrenzten Mengen an die Industrie verkauft oder in geologischen Speichern wie ausgebeuteten Erdöllagerstätten oder Aquiferen gelagert werden. Die Verfahren und Kosten dieser Speichertechniken werden derzeit in Europa und den USA in mehreren Projekten untersucht.

 

Neue Perspektiven für die Braunkohle

Bei erfolgreicher Entwicklung kann die in großen Mengen vorhandene und preiswert verfügbare Braunkohle in Zukunft besonders emissionsarm und umweltfreundlich verwertet werden. Aus dem heute oft kontrovers diskutierten Gegensatz von „schmutziger“ Kohletechnologie und „sauberen“ regenerativen Energien könnte ein sinnvolles Miteinander werden. Während die regenerativen Energien noch nicht in der Lage sind, den gesamten Energiebedarf zu decken, kann sich die neue Braunkohletechnik zu einem von Wind- und Wetterschwankungen unabhängigen und umweltfreundlichen Stützpfeiler einer sicheren Energieversorgung entwickeln. Mit einer solchen verlässlichen Basis könnte nach Ansicht der IVD-Wissenschaftler auch die weitere Verbreitung regenerativer Stromerzeugungsanlagen vorangetrieben werden.                                                                                  zi

 

KONTAKT

Dr.-Ing. Roland Berger
Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen
Pfaffenwaldring 23, 70569 Stuttgart
Tel. 0711/685-3492
Fax 0711/685-3491
e-mail: berger@ivd.uni-stuttgart.de

 

 


last change: 22.12.04 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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