Amateurfunk-Wissen

Eine kurze Einführung in die wichtigsten Aspekte rund um den Amateurfunk

Überblick über den Amateurfunk

Im Zeitalter des Internet und der allumfassenden Mobilkommunikation über Handies und Satellitentelefone stellt sich vielleicht die Frage, warum der Amateurfunk noch immer Bestand hat und von einer großen Zahl Funkamateure rund um die Welt sehr aktiv betrieben wird.

Die Ursprünge des Amateurfunks reichen bis an den Anfang des 20.Jahrhunderts zurück, als es weder Internet, noch Handies gab.
Zwar sind heute durch die (fast) flächendeckende Verbreitung moderner Kommunikatiostechnologie ebenfalls Verbindungen zu allen Orten mit (unter Umständen) geringeren Anschaffungskosten und weniger Aufwand möglich.
Doch im Amateurfunk ging es schon damals und geht es auch und ganz besonders heute noch um viel mehr als nur darum, eine Verbindung zu einem entfernten Gesprächsteilnehmer herzustellen. Darüber hinaus verbot und verbietet der Gesetzgeber noch heute, den Amateurfunk zu beruflichen oder anderen kommerziellen Zwecken, insbesondere als Ersatz für (kostenpflichtige) Telekommunikationsdienstleistungen zu nutzen. Die frühere Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation, heute Bundesnetzagentur, achtet auf Einhaltung der entsprechenden Gesetze und Verordnungen.

Wesentliche Aspekte im Amateurfunkbetrieb sind:

  • die Herausforderung, unter bestimmten technischen Rahmenbedingungen (Art des Senders und der Antenne, Sendeleistung, Betriebsart) ein bestimmtes Ziel zu erreichen. So kann es beispielsweise Ziel sein, Funkamateure auf allen Kontinenten mit nur 5 Watt Ausgangsleistung (ein Handy sendet mit maximal 2 Watt) zu erreichen, mit Funkamateuren in möglichst vielen Ländern der Erde gefunkt zu haben oder in Peilwettbewerben (Fuchsjagden) erfolgreich alle im Gelände versteckten Sender (Füchse) zu finden.
  • das Ziel, ohne hohen Aufwand eine zuverlässige Verbindung herzustellen.
  • das Wissen, unabhängig von Dritten (insbesondere Telekommunikationsanbietern) zu sein. In Katastrophenfällen beispielsweise leistet der Amateurfunk wertvolle Dienste, weil die technisch komplexen kommerziellen Infrastrukturen dann meist ihren Dienst versagen.
  • das Schließen von länderübergreifenden Freundschaften als Beitrag zur Völkerverständigung. Unter den Funkamateuren herrscht ein besonders guter Zusammenhalt, der sogenannte HAM-Spirit.
  • der Selbstbau von Sendern, Empfängern und Antennen. Normalerweise verliert ein Gerät bei Eingriffen in sein "Innenleben" die Betriebserlaubnis, ein Selbtbau erlangt eine solche Erlaubnis zunächst nicht. Es ist jedoch ein besonderes Privilileg und Recht des Funkamateurs, Anlagen verbessern und diese veränderten oder selbst entwickelten Geräte anschließend betreiben zu dürfen. Auch der Umbau von Funkanlagen anderer Funkdienste (beispielsweise Autotelefone, Pager) ist den Funkamateuren erlaubt. Dies darf außer den Funkamateuren keine andere zivile Personengruppe ohne umfangreiche Sondergenehmigungen.
  • der Nutzen gewonnener Erfahrungen in Studium oder Beruf.
  • das Aktive Erforschen der Funk-Ausbreitungsbedingungen (Funkwetterforschung).
  • die Umsetzung und der Test neuester Erkenntnisse und Entwicklungen aus der Forschung und ihre Integration in den Amateurfunk. Zur Zeit wird beispielsweise am digitalen Amateurfunk-Fernsehen und dem Funk im THz-Bereich (Laserlicht) gearbeitet.

Auch das Internet ist inzwischen in den Amateurfunkalltag integriert. Neben Software und umfassenden Informationen rund um alle Aspekte des Amateurfunks auf unzähligen Webseiten (auf die auch die AKAFUNK sehr gerne zurückgreift), bestehen im Rahmen des täglichen Amateurfunkbetriebs direkte Verbindungen ins Internet durch

  • die Nutzung von Relaisfunkstellen über Internet unter Verwendung der Voice-over-IP (VoIP) Technologie. Funkamateure ohne eigene Station haben mit dem EchoLink-System die Möglichkeit, via Internet über Relaisfunkstellen mit anderen Funkamateuren zu sprechen und umgekehrt.
  • Über das EchoLink-System sind jedoch auch die Relaisfunkstellen untereinander verbunden (EchoLink-Betrieb im SYSOP-Mode), sodaß sich weltweite Funkverbindungen über die 2m- bzw. 70cm-Amateurfunkbänder herstellen lassen. Weitere Informationen auch auf der EchoLink-Homepage. Auch in Deutschland existieren zahlreiche  EchoLink-Stationen.
  • Gateways zwischen dem amateurfunkeigenen Packet Radio Netz und dem Internet.
  • die Übermittlung von elektronischen QSL Karten.

Die Nutzung des EchoLink-Systems in Deutschland ist derzeit von der Bundesnetzagentur geduldet. Es wird davon ausgegangen, daß das EchoLink-System im Rahmen der Novellierung der Amateurfunk-Gesetze und -Verordnungen entsprechend Berücksichtigung findet.

Die mit WinLink seit einigen Jahren prinzipiell existierende Möglichkeit, über Kurzwellenfunk von wirklich jedem Ort der Welt eine E-Mail zu verschicken und zu empfangen, ist in Deutschland rechtlich nicht abschließend bewertet und daher für deutsche Funkamateure nicht zulässig. Der Dienst wird derzeit von (Weltum-)Seglern beispielsweise mit US-amerikanischer Amateurfunkzulassung genutzt.
Die Möglichkeit, Gateways zwischen dem Packet-Radio-Netzwerk und dem Internet herzustellen, ist in Deutschland derzeit rechtlich ebenfalls nicht abschließend bewertet und daher für deutsche Funkamateure nicht zulässig.

Amateurfunk bedeutet Transparenz. Der Weg jeder Verbindung ist vom Anfang bis Ende nachvollziehbar. Amateurfunk bedeutet aber auch Unabhängigkeit: Eine Funkverbindung kann direkt von Antenne zu Antenne rund um den Erdball gehen. Und wenn dann Energie für das Funkgerät und Platz für eine Antenne zur Verfügung steht, ist der Funkamateur betriebsbereit.

Der Amateurfunk ist ein spannendes, interessantes und abwechslungsreiches (nachrichtentechnisches) Hobby für alle, die von der drahtlosen Kommunikation fasziniert sind.
Aktiv ausgeübter Amateurfunk läßt weltweite Bekanntschaften und Freundschaften entstehen und wachsen und leistet damit auch einen aktiver Beitrag zur Völkerverständigung.

Da der Amateurfunkdienst ein öffentlicher Funkdienst ist, kann jedermann daran teilnehmen.
In Abgrenzung zu nichtöffentlichen (professionellen) Funkdiensten wird im Gesetz über den Amateurfunk (AFuG) festgelegt, was unter Amateurfunk verstanden wird.
Ein Funkamateur ist der Inhaber eines Amateurfunkzeugnisses. Er befaßt sich mit dem Amateurfunk(-betrieb) aus persönlicher Neigung und nicht aus gewerblich-wirtschaftlichem Interesse. Er darf mit dem von der Bundesnetzagentur zugeteilten persönlichen Rufzeichen auf den für den Amateurfunkbetrieb vorgesehenen Frequenzen entsprechend den für seine Zeugnisklasse geltenden Bedingungen senden. Voraussetzung für das Amateurfunkzeugnis ist das Bestehen einer (fachlichen) Prüfung (die AKAFUNK bietet Kurse an, die auf diese Prüfung vorbereiten) und die daran anschliessende Zulassung zum Amateurfunkdienst durch die Bundesnetzagentur. Sie vergibt auch die personenbezogenen Rufzeichen, die den Funkamateur weltweit eindeutig identifizieren. Dieses Rufzeichen legitimiert den Funkamateur gegenüber Dritten. Darüber hinaus läßt sich am Rufzeichen das Herkunftsland und in bestimmten Fällen auch die Zeugnisklasse oder die Region erkennen, in der der Funkamateur seinen festen Wohnsitz hat.
Funkbetrieb findet ausschließlich zwischen Funkamateuren statt. Sie können räumlich dicht aufeinander oder in unterschiedlichen Teilen der Welt sitzen.

Wer die für den Amateurfunkbetrieb notwendigen Geräte nicht oder nicht vollständig selbst bauen kann oder will, kann auf eine Vielzahl kommerzieller Anbieter zurückgreifen, die Geräte und Antennen jeder Preis- und Qualitätsklasse speziell für den Amateurfunk entwickelt haben und vertreiben.
Einen umfassenden Überblick über den Markt bietet neben zahlreichen Veranstaltungen und Veröffentlichungen die jährlich im Frühsommer stattfindende Amateurfunk-Messe HAM-Radio in Friedrichshafen am Bodensee.

Für elektromagnetische Wellen existieren keine Grenzen. Abhängig von der verwendeten Frequenz und den äußeren Bedingungen (Funkwetter) läßt sich jeder Winkel der Erde erreichen. Man unterteilt die möglichen Verbindungen in drei Kategorien:

  • Direkte Verbindung.
    Sofern Sichtverbindung zwischen den Amateurfunkstationen besteht, gelangen die elektromagnetischen Wellen auf direktem Weg von der Sende- zur Empfangsstation. Dies geschieht jedoch nur in seltenen Fällen. Für diese Art der Verbindung wird mit zunehmender Frequenz eine Sichtverbindung immer wichtiger. Im Bereich des Laserfunks ist sie unbedingt notwendig.
  • Verbindung über Reflexion.
    Genau wie das Licht von vielen Objekten reflektiert werden kann, können auch elektromagnetische Wellen reflektiert werden. Sie erreichen damit Ziele, zu denen keine direkte Sichtverbindung besteht. Dies geschieht beispielsweise, wenn eine Verbindung aus der Innenstadt heraus aufgebaut wird, bei der die elektromagnetische Welle an Häusern oder anderen größeren Gegenständen reflektiert wird. Dieses Prinzip nutzen wir täglich, wenn wir während einer Autofahrt in der Stadt Radio hören, ohne dass der Sendeturm zu sehen ist.
    Zur Überbrückung weiter Entfernungen (über den Horizont hinaus) werden ebenfalls Reflexionen genutzt. Die Funkamateure nutzen hierfür mehrere in der Natur vorkommende reflektierende Schichten der Atmosphäre (Ionosphäre), bestimmte Wetterlagen (Inversionsschichten) oder andere reflektierende Objekte (Mond, Polarlicht, Meteoriten, Regen).
  • Relaisfunkstellen.
    Als Relaisfunkstellen werden automatisch arbeitende Amateurfunkstationen bezeichnet. Sie besitzen ein eigenes Rufzeichen und dienen ausschließlich dazu, die Reichweite der an der Verbindung beteiligten Funkamateure zu erhöhen. Das Prinzip der Relaisfunkstelle beruht darauf, dass empfangen und gleichzeitig wieder gesendet werden. Dazu besitzen Relaisfunkstellen Sender und Empfänger, die jeweils auf unterschiedlichen Frequenzen arbeiten. Das auf einer Frequenz (Eingabefrequenz) empfangene Signal wird so erneut auf einer anderen Frequenz (Ausgabefrequenz) und, in den meisten Fällen, verstärkt ausgestrahlt.
    Relaisfunkstellen gibt es sowohl auf dem Boden als auch im Orbit auf Satelliten.
    Boden-Relaisfunkstellen (Übersicht über Relaisfunkstellen weltweit) befinden sich fast ausschließlich an exponierten Orten in günstigen Lagen auf Bergen oder Fernsehtürmen. So läßt sich von der Clubstation der AKAFUNK in Stuttgart-Vaihingen problemlos die Relaisfunkstelle auf der Zugspitze nutzen. Auf diesem Weg lassen sich Verbindungen weit nach Österreich hinein und nach Bayern herstellen.
    Neben Sprechfunk-Verbindungen (wie beim Relais Ludwigsburg nicht nur im UKW-Bereich) lassen sich über spezielle Relaisfunkstellen auch Fernsehbilder übertragen. Sollen im UKW-Frequenzbereich noch größere Entfernungen überbrückt werden, müssen Satelliten eingesetzt werden. Diese Amateurfunksatelliten sind - im Gegensatz zu Satelliten für Fernsehprogramme - nicht geostationär, sondern laufen auf einer Umlaufbahn um die Erde. Diese polarumlaufenden Satelliten stehen für eine Funkverbindung nur jeweils einige Minuten zur Verfügung, dann jedoch lassen sich Verbindungen in diejenigen Erdteile, auf denen der Satellit "gesehen" wird, herstellen.

Alle Amateurfunksendungen sind grundsätzlich öffentlich, eine Verbindung darf in jeder lebenden Sprache abgewickelt werden. Die Möglichkeit, dass mehrere Personen an einer sogenannten Runde teilnehmen und interessierte Personen jederzeit zuhören können, ist eine spezielle Qualität des Amateurfunks. Aber nicht nur deshalb gilt im Amateurfunk der Grundsatz, dass alle Informationen unverschlüsselt übermittelt werden müssen. Dies geschieht nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass die Prüfung der Herkunft und des Inhaltes von Ausstrahlungen für die Fernmeldebehörden der jeweiligen Länder jederzeit möglich sein muß.

Es gibt verchiedene Möglichkeiten, die (meist technischen) Informationen zwischen Funkamateuren auszutauschen. Wie dies geschieht, wird durch die Wahl der Betriebsart bestimmt.

Die wichtigsten Betriebsarten sind:

  • CW (Morsetelegraphie).
    Morsezeichen sind der Ursprung aller Kommunikation über elektromagnetische Wellen und werden von Funkamateuren auch heute noch verwendet. Ihr Vorteil ist, daß mit Morsezeichen bei nur kleinem Aufwand (ein Morsesender ist der einfachste Sender, den es gibt) und kleinen Leistungen sehr hohe Entfernungen überbrücken lassen. Spezialisten können etwa 300 Zeichen pro Minute morsen (als "Geben" bezeichnet) und verstehen ("Hören").
  • Sprechfunk.
    In der Regel wird Funkbetrieb mit Sprechfunk assoziiert. In den meisten Fällen wird die Sprache analog übertragen. Hierzu wird (insbesondere auf den Kurzwellenbändern) hauptsächlich SSB (single side band modulation), eine besondere Form der Amplitudenmodulation, eingesetzt. Sie erlaubt eine sehr effektive Nutzung der Sendeleistung und der zur Verfügung stehenden Frequenzbänder. In den UKW-Bereichen wird die Schmalband-FM (eine besondere Form der Frequenzmodulation) eingesetzt. Ihr Vorteil ist die auch aus dem UKW-Rundfunk bekannte sehr gute (Sprach-)Qualität. Aktuell experimentieren Funkamateure mit digitalen Übertragungsformen für Sprache.
  • Amateurfunkfernsehen (ATV).
    Prinzipiell lassen sich auf den zur Verfügung stehenden Frequenzen auch Fernsehbilder übertragen. Entsprechende technische Geräte vorausgesetzt unterscheidet sich das ATV vom kommerziellen Fernsehen hinsichtlich Bild- und Tonqualität nicht.
    Amateurfunkfernsehen wurde vergleichsweise spät bei den Funkamateuren populär, weil erst vor etwa 15 Jahren die dazu notwendige technische Ausstattung preiswerter wurde. Derzeit wird ein Großteil der Verbindungen im anlogen Standard hergestellt, jedoch wird seit einigen Jahren an  digitaler Übertragungstechnik (DVB) gearbeitet. Da Videoübertragungen eine vergleichsweise große Bandbreite beanspruchen, darf ATV nur in bestimmten UHF-/VHF-Bereichen durchgeführt werden.
  • Packet-Radio.
    Packet-Radio ist eine digitale Betriebsart. Sie erlaubt die Übertragung von Texten, Programmen und sonstigen Daten. Möglich sind Verbindungen zwischen zwei Funkamateuren, aber auch die Teilnahme an Diskussionsforen und der zeitversetzte Zugriff auf zuvor versandte Nachrichten, denn Nachrichten lassen sich - ähnlich E-Mails - in Mailboxen speichern.
    Mit einem speziellen Modem und einem geeigneten Funkgerät wird die Verbindung zum nächstgelegenen Packet-Radio-Knoten (Digipeater) hergestellt. Alle Knoten bilden das Packet-Radio-Netz.
    Das Packet-Radio-Netz ist wesentlich älter, als das Internet, das eine sehr ähnliche Technologie nutzt. Aufgrund zahlreicher Zugangsknoten in fast allen europäischen Ländern kann Packet-Radio praktisch flächendeckend genutzt werden.
    Um Informationen lesen oder versenden zu können, wird in der Regel ein Desktop-PC oder Laptop verwendet. Es gibt jedoch auch spezielle Funkgeräte, die eine Nutzung ohne Computer ermöglichen.
  • APRS.
    Das Automatic Position Reporting System zählt ebenfalls zu den digitalen Betriebsarten. Es wird genutzt, um Standort-Koordinaten zwischen Amateurfunkstationen auszutauschen. Auf diesem Weg ist es möglich, eine sich bewegende Amateurfunkstelle zu verfolgen und ihren Standort - geeignete Software vorausgesetzt - in eine Karte einzutragen. Auch APRS greift auf Knoten (Digipeater) zurück und erlaubt damit die Übermittlung von Standortinformationen weit entfernter Stationen.
    Mit dem APRS-System lassen sich daneben Wetterdaten abrufen oder SMS-ähnliche Nachrichten versenden.
  • SSTV.
    In den Kurzwellenbändern steht prinzipbedingt nicht ausreichend Bandbreite zur Verfügung, um ein bewegtes Fernsehbild zu senden. Deshalb werden Standbilder übertragen, die, je nach verwendeter Methode, innerhalb einiger Sekunden bis Minuten übermittelt sind. Diese Betriebsart erlaubt es, dem Kommunikationsparter beispielsweise ein Selbstportrait, die Funkstation oder Bilder aus der unmittelbaren Umgebung zu übertragen.
  • Fernschreiben (RTTY).
    RTTY (Radio Teletype) und (relativ neu) die Betriebsart PSK31 erlauben die Übertragung von Texten in den KW-Bändern.
    Viele Übertragungsarten, wie APRS, SSTV, RTTY oder PSK31 können heute mit einem PC und Soundkarte unter Verwendung entsprechender Software genutzt werden, ohne daß für jede Betriebsart ein separates, spezialisiertes und daher meist teures Gerät eingesetzt werden muß.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, mit einem anderen Funkamateur in Kontakt zu treten. Entweder die Funkamateure verabreden sich zu einer bestimmten Zeit auf einer bestimmten Frequenz. Oder ein Funkamateur sendet einen sogenannten allgemeinen Anruf aus (CQ), beziehungsweise antwortet auf einen solchen allgemeinen Anruf. Hierbei ist es möglich, Funkamateure in einem bestimmten Land, einer bestimmten Region oder einem bestimmten Kontinent zu rufen. Ebenfalls möglich ist es, nur weit entfernte Funkamateure zu rufen (CQ DX). 

Funkruf (SAMS) im Amateurfunk

Der Funkruf oder SAMS (Short Amateur Message System) ist entstanden aus den für den Amateurfunk modifizierten kommerziellen POCSAG - Post Office Code Standarization Advisory Group-Systemen. POCSAG ermöglicht die Übertragung von Daten zu einem speziell hierfür ausgelegten Mobilgerät (Pager/Piepser). Übertragen werden können (neben Tönen und Zahlen) insbesondere kurze alphanumerische Nachrichten (einschließlich bestimmter Sonderzeichen).
Das ursprünglich unter anderem für den flächendeckenden kommerziellen Einsatz im Consumer-Bereich konzipierte System hat sich nach einer kurzen Boom-Phase mit Einführung der SMS in den GSM-Mobilfunknetzen wirtschaftlich nicht mehr gerechnet. Zahlreiche Betreiber dieser Dienste mußten aufgrund vergleichsweise hoher Kosten und geringer Nutzerzahlen Insolvenz anmelden. Heute wird das System im wesentlichen in nichtöffentlichen (BOS-)Funkdiensten eingesetzt und im Rahmen privater/privatwirtschaftlicher Nutzung von der Firma e*Message als   (e*Skyper) angeboten.

Da engagierte Funkamateure mit der eingesetzten Technik und den verwendeten Übertragungsverfahren bereits durch umfangreiche Erfahrungen im Packet-Radio-Betrieb vertraut waren, konnten sie aus der Konkursmasse der Betreiber die für den kommerziellen Einsatz zumeist wertlos gewordenen Sendeanlagen weiterverwenden und an die technischen und betrieblichen Gegebenheiten im Amateurfunk anpassen. Begünstigend kam hinzu, daß die Betriebsfrequenzen der Funkruf-Systeme nur knapp oberhalb des 70cm-Bandes liegen, was eine vergleichsweise einfache Anpassung der Sende- und Empfangsanlagen auf die entsprechende SAMS-Frequenz (439,9875 MHz) ermöglicht.
In gleicher Weise wurde mit den für den Endbenutzer nutzlosen Endgeräten verfahren.

Seither ist ein dichtes und noch immer anwachsendes Netz aus Funkruf-(SAMS-)Sendern in der Bundesrepublik Deutschland entstanden, über das Funkamateure Textnachrichten aussenden können.

POCSAG-Sender für das SAMS-Netzwerk sind besondere Funkstellen und daher einzeln genehmigungspflichtig.

Der Empfang von Nachrichten über Pager ist interessant, weil auf sehr kompakte Geräte zurückgegriffen und auf die deutlich umfangreichere Ausstattung einer Packet-Radio-Empfangsstation verzichtet werden kann. Daher ist der Empfang von Nachrichten über Pager insbesondere im mobilen Funkbetrieb oder beispielsweise bei Contesten, die (DX-)Informationen benötigen, eine ideale Ergänzung.
Funkruf im Amateurfunk wird daher auch im wesentlichen eingesetzt zum Empfang von DX-Cluster- und DX-WWV-Informationen. Es können jedoch auch Wetterdaten, Informationen des OV oder Amateurfunk-Clubs oder automatisch generierter Statusmeldungen, beispielsweise von Digipeatern, Baken, Relaisstationen empfangen werden.

Prinzipiell ist es möglich, neben diesen Multicast-/Broadcast-Informationen auch persönliche Nachrichten (Unicast) netzweit zu versenden. Der Sender muß hierzu nicht wissen, in welchem Gebiet sich der Empfänger aufhält (dies würde erst dann notwendig, wenn durch eine sehr hohe Anzahl persönlicher Nachrichten die Netzbelastung stark anstiege). Persönliche Nachrichten können beispielsweise über den Eingang von Mails in der eigenen Packet-Radio-Mailbox informieren oder aber eine individuelle Nachricht des Senders enthalten.
Das Aussenden persönlicher Nachrichten durch den Sender selbst erfolgt entweder über das Packet-Radio-Netz oder über spezielle Internet-Gateways, die nur von registrierten und dem System explizit bekannten Funkamateuren verwendet werden können. Die Verwaltung der Informationen erfolgt in einer netzweiten Datenbank, die Freischaltung eines lizenzierten Funkamateurs muß - aus Sicherheitsüberlegungen heraus - an jedem Gateway auf Anforderung separat erfolgen.

Das Funkruf-System im Amateurfunk arbeitet auf 439,9875 MHz (70cm-Band) mit einer Datenübertragungsrate von 1200 Baud (512 Baud möglich, maximal 2400 Baud). Die Nachrichten werden über das POCSAG-Protokoll codiert.

Die zu übertragenen Informationen sind frequenzmoduliert (FFSK, Fast Frequency Shift Keying) mit einem maximalen Frequenhub von 4 KHz.

Da alle Sender auf derselben Frequenz arbeiten, müssen sie zur Vermeidung von gegenseitigen Störungen miteinander synchronisiert werden. Die Synchronisation nutzt das dabei das Zeitmultiplex-Verfahren. Hierfür stehen 16 Zeitschlitze je 6.4 Sekunden Dauer zur Verfügung.
Die Synchronisation der Sender untereinander wird über das Packet-Radio-Netz sichergestellt. Jeder Sender wird durch einen Master-Rechner gesteuert, der mit mehreren anderen Master-Rechnern über das Packet-Radio-Netz verbunden ist. Die Master sind untereinander gleichberechtigt. Neben Steuerungsfunktionen übernehmen sie auch die Verwaltung aller Nachrichten, die über den Sender abgestrahlt werden sollen. Hierzu kommuniziert jeder Master mit einem oder mehreren RPC - Radio Paging Controllern. Der Radio-Paging-Controller ist Bestandteil des Funkrufsenders.

Ausführliche Informationen zu Codierung einer Funkruf-Nachricht und zum Nachrichtenaufbau enthält die Beschreibung des verwendeten POCSAG-Protokolls.

Die Funkrufsender nutzen die vorhandene Infrastruktur des Packet-Radio-Netzes mit. Die RPC-Karte wird dazu über einen SSID (Secondary Station IDentifier) vom Packet-Radio-Knoten (Digipeater) angesprochen.
Zur Identifikation strahlen Funkrufsender in regelmäßigen Abständen eine POCSAG-Bakeninformation aus, die in der Skyper-Rubrik 95 "BAKE" empfangen werden kann.
Andere Pager bieten die Möglichkeit der Anzeige dieser Senderidentifikation firmwarebedingt nicht.

Der Umbau geeigneter Sender ist ein komplexes Projekt. Welche Aspekte beim Umbau des Senders Ericsson Compact 9000 zu beachten waren, beschreibt die Dokumentation zum Umbau eines solchen Senders von Martin, DL3SFB.

Ein vollständiger Funkruf beginnt stets mit einer Präambel. Auf diese Präambel folgt ein Synchronwort, gefolgt von einem Batch. Ein Batch wiederum besteht aus acht Frames, die jeweils zwei Codewörter enthalten. Reicht eine solche Kombination aus Synchronwort und Batch zur Übermittlung der gewünschten Information nicht aus, wird die entsprechende Anzahl Synchronwort-Batch-Kombinationen hintereinander ausgestrahlt (batchübergreifende Nachrichtenübermittlung).

Die Präambel besteht aus einer mindestens 576 Bit langen 0-1-Folge. Sie wird verwendet, um das POCSAG-Signal zu identifizieren und die PLL im Empfänger zu synchronisieren.

Das Synchronwort ist 32 Bit lang und wird zur Trennung der Batches eingesetzt. Es hat stets das Format 01111100110100100001010111011000.

Ein Codewort besteht ebenfalls aus 32 Bit, das erste Bit dient der Unterscheidung zwischen Adress- und Nachrichtenwort. Die folgenden 20 Bits enthalten die Adresse (einschließlich Modus) oder die Nachricht. Es stehen also je Codewort 21 Informationsbits zur Verfügung. Die nächsten 10 Bits stellen die Prüfsumme dar. Bit 32 ist ein Paritätsbit.

Bit Funktion
1 Codewortbeschreibung: 0 = Adresse, 1 = Nachricht
2-21 Adressteil (2-19), Modus (20-21) oder Nachricht (2-21)
22-31 Checksumme
32 Parität

Pocsag-Adressen sind 21 Bit lang. 18 Bits werden innerhalb eines Codewortes übertragen. Die "fehlenden" 3 Bit werden über die Position des adreßtragenden Codewortes (bzw. des das adreßtragende Codewort enthaltenden Frames) innerhalb des Batches codiert. Ziel des Verfahrens ist Einsparung von Übertragungszeit und -bandbreite.
Mit 21 Bit stehen 2^21, also etwas über 2 Millionen verwertbare Adressen (mögliche Teilnehmer) zur Verfügung.

Die beiden Bits 20 und 21 werden zur Bestimmung des Modus verwendet. Prinzipiell werden Nur-Ton-, Numerisch- und Alpahnumerisch-Modus unterschieden. Im Amateurfunk werden überwiegend alphanumerische Nachrichten (vgl. Einsatzgebiete) übertragen. Der Modus ist stets 3.
Die Übermittlung beispielsweise der Uhrzeit jedoch erfolgt numerisch. Sie wird in einem exakt festgelegten Format an eine hierfür festgelegte Broadcast-Adresse übermittelt und von allen eingeschalteten Geräten empfangen. Die Uhrzeit ist insbesondere zur Initialisierung und Synchronisation der Skyper-Endgeräte notwendig. Fehlt sie, kann ein Skyper-Pager (firmwarebedingt) keine Informationen empfangen.

Wird der Raum innerhalb eines Batches zur Übermittlung der Information nicht vollständig benötigt, werden die "Leerräume" durch ein oder mehrere spezielle Codewörter, sogenannte Idlewörter gefüllt. Ein Idlewort ist ein speziell vereinbartes Adreßwort (111101010001001110) und darf damit keinem Empfänger zugeordnet werden). Das vollständige Idlewort heißt stets 01111010100010011100000110010111.

Die Checksumme und das Paritätsbit werden nach einem mathematischen Verfahren aus der insgesamt 21 Bit langen Informationsbits, der Codewortbeschreibung (1 Bit) und dem Adreßteil bzw. der Nachricht (20 Bit), errechnet.

Für die Codierung der alpahnumerischen Nachricht wird ein 7-Bit-Code eingesetzt.

Links:

Amateurfunk-Technik für das SSETI-Projekt

SSETI ist eine englische Abkürzung und steht für die Student Space Exploration and Technology Initiative der ESA, der europäischen Raumfahrtbehörde.
Ziel dieser Initiative war es, einen Satelliten zu entwickeln, zu bauen, erfolgreich ins All zu bringen und natürlich auch zu nutzen. Die Initiative umfaßte 12 Nationen und mehr als 20 studentische Teams. Eines davon arbeitete an der Universität Stuttgart am Teilprojekt Kaltgasantriebseinheit für Lageregelung und Orbitkontrolle.

SSETI Express war der erste Satellit des Projekts. Er ist am 27. Oktober 2005 gestartet.
SSETI-Express hat drei von Universitäten entwickelte CUBESAT-Picosatelliten in den Orbit ausgesetzt, Bilder von der Erde aufgenommen und als Versuchsträger für die Folgemission ESEO die integrierte Hard- und Software getestet.

ESEO (European Student Earth Orbiter), der zweite Satellit der Mission, soll die Erde umkreisen, Bilder aufnehmen und verschiedene Strahlungsmessungen durchführen. Er ist am 3. Dezember 2018 gestartet.

Die gesamte Amateurfunk-Technik stammte aus Großbritannien und wurde maßgeblich von der dortigen  AMSAT-Landesorganisation unterstützt.

Der Sender, dessen genauer Aufbau (einschließlich weiterer Detailinformationen und Verweise) auf der Homepage des UHF-S-Band-Transponders beschrieben ist, arbeitet auf 437.250 MHz mit einer Leistung von ungefähr 3 Watt. Der Sender ist mit FSK moduliert. Alle Daten werden mit einer Übertragungsrate von 9600bps über das Protokoll AX25 übertragen.

Als Antenne wird eine Stabantenne (monopole whip) eingesetzt. Die Polarisation der Antenne ist linear.

Um am Boden zunächst die Telemetrie-Übertragungen verfolgen und später die Sprach- und Datendienste im Amateurfunk nutzen zu können, wird eine 9x9 Kreuzyagi benötigt. Eine Sendeleistung von 1 bis 5 Watt sollten ausreichen, um Daten und Sprache erfolgreich an den Transponder zu senden. Die Sendeleistung ist maßgeblich abhängig vom aktuellen Störpegel (Interferenzen), dem der Empfänger im Transponder ausgesetzt ist.

Für die Nutzung von Sprachdiensten muß an den Empfänger im Transponder ein 67Hz-CTCSS-Tonsignal übermittelt werden. Um Daten zu übertragen, ist ein handelsüblicher G3RUH-kompatibler TNC ausreichend.
Unter Umständen ist es für reinen Sprachgebrauch auch erfolgreich möglich, über ein Handsprechfunkgerät eine Verbindung herzustellen.

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